Der Pariser Polizeipräfekt Pierre Mutz erließ das Verbot am Freitagnachmittag für die Zeit von Samstag 10.00 Uhr bis Sonntag 08.00 für Zusammenkünfte in der Öffentlichkeit, die Unruhen anstiften könnten. Außerdem wurden bis zu 500 Polizeischüler mobilisiert. Alle Nahverkehrswege nach Paris werden besonders überwacht. Im Internet hatte es Aufrufe zu Krawallen am Wochenende in Paris gegeben.
Der Polizeipräfekt hatte zuvor auch eine verstärkte Überwachung des Stade de France für das Fußball-Freundschaftsspiel zwischen Frankreich und Deutschland am Samstagabend befohlen. Das Stadion liegt nördlich von Paris im Département Seine-Saint-Denis, wo die Jugendkrawalle am 27. Oktober ihren Anfang genommen hatten.
Friedensmauer auf dem Mars-Feld
Die traditionelle Kranzniederlegung am Jahrestag des Endes des Ersten Weltkrieges durch Präsident Jacques Chirac am Triumphbogen fand am Freitag unter dem Schutz von 2200 Polizisten statt.
Für ein Ende der Gewalt setzten sich am Nachmittag an der "Friedensmauer" des Mars-Feldes unter dem Eiffelturm 300 Menschen ein. In den Problemvierteln tätige Organisationen hatten zu der Kundgebung aufgerufen. Sie forderten von Chirac ein offenes Ohr für die sozialen Belange der Einwanderer in den Trabantenstädten.
Amnesty ist besorgt über Einhaltung der Menschenrechte
Amnesty International (AI) äußerte sich besorgt darüber, dass die Notstandsmaßnahmen der Regierung zu Verletzungen der Menschenrechte führen könnten. Die Hilfsorganisation forderte Paris auf, nur mit "notwendigen und angemessenen" Maßnahmen vorzugehen und niemanden in Länder abzuschieben, in denen ihm Folter oder schlechte Behandlung drohten. Innenminister Nicolas Sarkozy hatte erklärt, im Zusammenhang mit der Randale verurteilte Ausländer würden des Landes verwiesen.
Während die Zahl der Brandstiftungen in Paris wieder zugenommen habe, sei in der Provinz ein Rückgang zu spüren, erklärte die Polizei. In fünf der 100 Départements gelten für einzelne Orte nächtliche Ausgehverbote für Jugendliche.
Bisher insgesamt 2234 Festnahmen
Die Serie der Brandanschläge in den Vorstädten ging in der Nacht zum Freitag fast unvermindert weiter. Erneut gingen mehr als 460 Fahrzeuge sowie mehrere öffentliche Einrichtungen in Flammen auf. Auf dem Gelände des Justizpalastes von Bordeaux wurden Polizeiautos angezündet. Landesweit wurden 201 Randalierer festgenommen. Dadurch stieg die Zahl der Festnahmen seit Beginn der Krawalle auf 2234.
Übergriffe von seiten der Polizisten werden geahndet
Sarkozy bekräftigte seine umstrittene Äußerung über Gewalttäter, die zum Zündfunken für die Unruhen geworden waren. "Das sind Rowdys, Gesindel, das bekräftige und unterschreibe ich", sagte er am Donnerstagabend. Man solle lieber von Rowdys als von Jugendlichen sprechen, sonst tue man den vielen friedlichen Jugendlichen Unrecht.
Gleichzeitig versicherte Sarkozy, er werde «keinen Übergriff der Ordnungskräfte dulden». Acht Polizisten, die einen Festgenommenen vor laufender Kamera misshandelt oder dabei zugesehen hätten, habe er umgehend vom Dienst suspendiert. Fünf der Beamten müssen sich vor Gericht verantworten. Die anderen wurden auf freien Fuß gesetzt.