Die gewaltsamen Proteste gegen das Ergebnis der Parlamentswahl in der Mongolei haben nach Behördenangaben mindestens fünf Menschen das Leben gekostet. Eine Mitarbeiterin des Außenministeriums bestätigte am Mittwoch einen Bericht des staatlichen Fernsehens, wonach rund 1000 Personen festgenommen worden sind. Etwa 300 Menschen wurden verletzt.
Die Polizei riegelte zum Beginn eines viertägigen Ausnahmezustands das Zentrum der Hauptstadt Ulan Bator teilweise ab. Die Demonstranten lieferten sich Auseinandersetzungen mit der Polizei und steckten die Zentrale der Regierungspartei MRVP in Brand. Das Feuer wurde bis zum Mittwochmorgen gelöscht. Plünderer entwendeten Gemälde aus einer Kunstgalerie und Fernseher aus Regierungsgebäuden. Die Polizei setzte Tränengas, Gummigeschosse und Wasserwerfer ein.
Die russische Nachrichtenagentur Interfax berichtete, es habe bei den Protesten "viele" Verletzte gegeben, darunter auch 100 Polizisten. 30 von ihnen seien im Krankenhaus. Ein japanischer Journalist liege schwer verletzt auf der Intensivstation.
Betrugsvorwürfe bei Parlamentswahl
Das staatliche Fernsehen, das als einziger Sender berichten durfte, zeigte Bilder von umgestürzten Autos und der beschädigten MRVP-Zentrale. Von 22 Uhr bis 8 Uhr galt nach Angaben von Justizminister Munkhorgil ein Ausgehverbot. Präsident Nambariin Enchbajar, Mitglied der Regierungspartei, rief im Fernsehen zur Ruhe auf. Wegen möglicher Unregelmäßigkeiten bei der Wahl würden Ermittlungen eingeleitet.
Die MRVP kann nach Angaben der Wahlkommission mit 46 der 76 Mandate im Parlament, dem Großen Volkshural, rechnen. Das offizielle Endergebnis der Wahl vom Sonntag soll am 10. Juli verkündet werden. Die vagen Betrugsvorwürfe konzentrierten sich zunächst auf zwei Bezirke in der Hauptstadt, in denen zwei prominente Mitglieder der Opposition den Sieg der MRVP anzweifelten. Später stellten die Demonstranten dann die gesamte Wahl in Frage.