US-Wahl Die Clinton-Anhänger geben nicht auf

Von Matthias B. Krause, New York
Die P.U.M.A.s haben nur ein Ziel: Sie wollen die Kandidaten-Kür von Barack Obama in Denver vereiteln und Hillary Clinton zur Präsidentin der USA machen. Dass ihre Strategie ein Scheitern der demokratischen Partei bedeuten könnte, ist ihnen vollkommen egal.

Sie nennen sich P.U.M.A. Und genauso wie das gleichnamige Tier fauchen sie nicht nur, sie beißen auch. Die vier Buchstaben stehen für "Party Unity My Ass", was sehr frei übersetzt bedeutet: Die Geschlossenheit der Partei geht mir am Hintern vorbei. Ihr Ziel: Hillary Clinton zur Präsidentin der Vereinigten Staaten zu machen, um jeden Preis. "Es ist noch nicht zu spät", sagt P.U.M.A.-Sprecher William Bower, "es fehlen ihr nur ein paar Delegierte, um Barack Obama abzufangen." Theoretisch ist das durchaus möglich, gut 200 der fast 800 demokratischen Superdelegierten müssten dazu in letzter Minute auf dem Parteitag kommende Woche in Denver das Lager wechseln. Doch das würde die Partei zerreißen. Außerdem hat Clinton selbst bereits im Juni ihre Niederlage eingestanden und ihre Anhänger aufgefordert, künftig für den Sieger zu arbeiten.

"Sie haben Hillary die Vorwahl gestohlen"

Eine Bitte, die bei fast einem Drittel ihrer Fans auf taube Ohren stieß. Sie fühlen sich verraten und verkauft und geben in den Umfragen an, am 4. November entweder zu Hause zu bleiben oder für Republikaner John McCain zu stimmen. Diese Zahl ist in den vergangenen Monaten entgegen den Vorhersagen der Politstrategen erstaunlich konstant geblieben. Der "Heilungsprozess", den Obama der Partei versprach, zeigt bislang wenig Wirkung. Für Diane Mantouvalos gibt es ohnehin nichts, was sie noch umstimmen könnte. "Ich habe ein Jahr meines Lebens für Hillary Clinton geopfert", sagt die PR-Beraterin aus Florida, "und ich glaube die Geschichte nicht, die die Medien mir verkaufen wollen. Obama hat die Vorwahlen nicht gewonnen, sie haben sie Hillary gestohlen." Sie, das sind in Mantouvalos Augen die Parteibonzen, namentlich der Vorsitzende der Demokraten Howard Dean und die mächtige demokratische Parlamentspräsidenten Nancy Pelosi.

Mantouvalos warb im Vorwahlkampf wochenlang in Pennsylvania, um den Bundesstaat für Clinton zu gewinnen. Sie kreierte eine Webseite für Hillary-Anhänger und ist nun Sprecherin von "JustSayNoDeal" (Sag' einfach: kein Deal), einer Sammelorganisation für hardcore Clintonistas, zu der auch Bower mit seinen P.U.M.A.s gehört. Wieviele Enttäuschte sich dahinter verbergen, kann niemand genau sagen. Aber sie nehmen für sich in Anspruch, für jene knapp 30 Prozent der 18 Millionen Clinton-Wähler zu sprechen, die sich partout nicht mit Obama zufrieden geben wollen. Besonders in den konservativen Medien wie Rupert Murdochs "FoxNews" und dem Magazin "US News & World Report" bekommen sie in letzter Zeit viel Platz. Dass Clinton in Denver nun zumindest auf dem Wahlzettel steht, verbuchen sie als greifbaren Erfolg ihrer Kampagne.

Verschwörung gegen Clinton

Die andere Seite des politischen Spektrums wirft Mantouvalo und Bower vor, republikanische Maulwürfe zu sein. Beide weisen das energisch von sich. "Ich bin seit ich denken kann eine Demokratin", sagt Mantouvalo. Bower verweist auf seine Arbeit als Facebook-Manager für Hillary Clinton und als Blogger auf der liberalen Webseite "Huffington Post". "Nicht wir sind es, die die demokratische Partei kaputt machen", sagt er, "das haben sie schon ganz allein geschafft." Was genau passierte und wie Obama die Macht an sich riss, darüber haben die Clintonista zwei Dokumentarfilme produziert, die sie in Denver ausgewählten Superdelegierten zeigen wollen. Ihre Verschwörungstheorie geht ungefähr so: Dass Obama die Vorwahlen gewinnt, war ausgemachte Sache zwischen Dean und Pelosi. Um das zu erreichen, setzten sie Geld ein, mit dem sie unentschlossene Superdelegierte in ihr Lager zogen. Ihr Motiv: Macht. "Hillary ist unglaublich stark", sagt William Bower, "aber Obama ist jung und unerfahren. Er wird sich viel stärker auf Dean und Pelosi verlassen müssen, als Hillary das getan hätte."

Mit aller Macht werden Bower und Mantouvalo daran arbeiten, die Sache in Denver in letzter Minute noch zu drehen. Bower hat Hoffnung, Mantouvalo nicht so richtig. Sie sagt: "Ich bin eine realistische Frau. Aber man muss es versuchen." Wenn es nicht klappt, dann weiß sie noch nicht, was sie am 4. November, dem Wahltag, macht: Zu Hause bleiben oder McCain wählen, obwohl sie den so "langweilig wie Abwaschwasser" findet. Bower hat sich schon entschieden. Seine Stimme geht an Hillary Clinton - und wenn sie nicht auf dem Wahlzettel stehen sollte, will er John McCain wählen. "McCain ist ein besserer Kandidat als Obama", sagt er, "und ich will das Verhalten der demokratischen Partei nicht goutieren." Außerdem könnte Hillary Clinton natürlich schon in vier Jahren einen neuen Anlauf nehmen, sollte Obama scheitern.