US-Wahl Sexismus-Vorwürfe gegen Obama

Scharfer Angriff von US-Präsidentschaftskandidat Barack Obama: "Ein Schwein mit Lippenstift bleibt ein Schwein", erklärte er mit Blick auf seine politischen Gegner. Der Demokrat griff damit eine in den USA bekannte Redewendung auf, doch die Republikaner sehen darin eine Beleidigung ihrer Vizepräsidentschaftskandidatin.

Mit einem flotten Spruch hat US-Präsidentschaftskandidat Barack Obama die Republikaner auf die Barrikaden gebracht. "Du kannst einem Schwein Lippenstift auftragen. Es ist immer noch ein Schwein", sagte Obama bei einer Wahlveranstaltung im US-Bundesstaat Virginia und nutzte damit eine in den USA geläufige Redewendung.

Die Demokraten wollen die Bemerkung ihres Kandidaten als Kritik am Versprechen seines republikanischen Rivalen John McCain und dessen Vize Sarah Palin verstanden wissen, die in jüngster Zeit auch damit werben, im Falle eines Wahlsiegs einen Wandel in Washington herbeizuführen. Obwohl die Republikaner acht Jahre lang für die Politik verantwortlich gewesen seien, erklärten sie plötzlich, auch für Wandel zu sein, sagte Obama. Und legte einem "Bild"-Bericht zufolge nach: "Du kannst einen alten Fisch in ein Papier namens 'Wandel' einwickeln, er wird weiter stinken."

Das republikanische Lager nannte Obamas Schwein-Vergleich "widerlich" und sexistisch, da er eindeutig gegen Sarah Palin, die einzige weibliche Kandidatin gerichtet sei. Obama warf den Republikanern daraufhin Unaufrichtigkeit vor, da McCain dieselbe Redewendung 2007 bei der Beschreibung von Hillary Clintons Vorschlag für eine Krankenversicherung verwendet habe. Die "Bild"-Zeitung zitiert aus einem Artikel der "Chicago Tribune", wonach McCain damals sagte: "Ich denke, sie tragen Lippenstift auf ein Schwein, aber es ist immer noch ein Schwein."

Nach der Ernennung von Sarah Palin zu seiner Vize-Kandidatin hat McCain unter weißen Amerikanerinnen deutlich an Zustimmung gewonnen. Der Präsidentschaftskandidat der US-Republikaner führt in dieser Gruppe einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage von "Washington Post" und ABC News zufolge mit zwölf Prozentpunkten vor Obama. Vor dem demokratischen Parteitag im August hatte der Demokrat noch mit acht Prozentpunkten vorne gelegen.

Auf dem Parteitag war Obama nach einem erbitterten Vorwahlkampf gegen Hillary Clinton zum Kandidaten ernannt worden. Zum Ärger einiger ihrer Anhänger ernannte er sie danach jedoch nicht zur Vize-Kandidatin. McCain legte sich dagegen überraschend auf Sarah Palin fest, die kaum bekannte Gouverneurin von Alaska. In der Gesamtbevölkerung liegen beide Politiker etwa gleichauf. Gewählt wird am 4. November.

Reuters
chs/AFP/Reuters