George W. Bush bleibt für weitere vier Jahre Präsident der USA. Der demokratische Herausforderer John Kerry gestand am Mittwochnachmittag (Ortszeit) nach einem dramatischen Wahlkrimi rund 15 Stunden nach Schließung der letzten Wahllokale seine Niederlage ein und gratulierte dem Sieger. Bis zu Kerrys Eingeständnis der Wahlniederlage drohte den Vereinigten Staaten wie vor vier Jahren eine wochenlange Hängepartie, weil das offizielle Ergebnis in dem heiß umkämpften Bundesstaat Ohio ungewiss war.
Bush seinerseits bescheinigte seinem Kontrahenten in seiner Siegesrede einen engagierten Wahlkampf, auf den Kerry stolz sein könne. Sowohl der Sieger als auch der Verlierer riefen nach der erbitterten Wahlschlacht zur Versöhnung auf. Bush kündigte eine Fortsetzung des entschlossenen Kampfes gegen den Terrorismus an und würdigte die "guten Verbündeten" an seiner Seite.
Senator "sehr großmütig"
Um kurz nach 17.00 Uhr MEZ - mehr als zehn Stunden nach der Schließung der letzten Wahllokale - hatte Kerry im Weißen Haus angerufen, um Bush zum Sieg zu gratulieren. Nach Angaben des Präsidenten zeigte sich der Senator in dem Telefonat "sehr großmütig".
Bis zu dem Anruf drohte eine wochenlange Hängepartie, da das offizielle Ergebnis in dem heiß umkämpften Bundesstaat Ohio noch ungewiss war. In einer Rede vor tausenden Anhängern in Boston (Massachusetts) räumte Kerry dann aber ein, dass er keine Gewinnchance mehr sehe und deshalb aufgebe. Damit kam der republikanische Amtsinhaber auf die notwendigen 270 Wahlmännerstimmen. Auch bei den Kongresswahlen waren die Republikaner auf Erfolgskurs. Sie bauten ihre Führung im Repräsentantenhaus und im Senat aus.
Landesweit kam Bush auf 51 Prozent der Stimmen, Kerry auf 48 Prozent. Damit lag Bush mit mehr als 3,5 Millionen Stimmen vor dem Senator aus Massachusetts. Insgesamt stimmten rund 114 der 217 Millionen Wahlberechtigten ab, für die USA eine Rekordbeteiligung seit über 40 Jahren. Der unabhängige Kandidat Ralph Nader kam auf weniger als ein halbes Prozent der Stimmen. Entscheidend für den Wahlausgang sind die Wahlmännerstimmen aus den einzelnen Bundesstaaten. Ohne Ohio hatte Bush am Mittwoch 254, Kerry 252 Wahlmännerstimmen. Ohio bringt 20 Stimmen in das Wahlgremium ein.
Bush versprach, er werde alles in seinen Kräften Stehende tun, um seine Pflicht als Präsident zu erfüllen. Um die Nation "stärker und besser" zu machen, benötige er die Unterstützung der Kerry-Anhänger, "und ich werde alles tun, um sie zu verdienen". Kerry seinerseits erklärte, nun sei die Zeit zur Versöhnung gekommen.
Wahlchaos blieb weitgehend aus
Das befürchtete Wahlchaos, mit dem viele nach dem Debakel in Florida vor vier Jahren gerechnet hatten, blieb weitgehend aus. Vor zahlreichen Wahllokalen bildeten sich zwar lange Schlangen und manche Wähler mussten mehrere Stunden auf die Stimmabgabe warten. Wahlbeobachter zeigten sich aber im Großen und Ganzen zufrieden.
Die Probleme in Ohio wurden durch so genannte vorläufige Stimmen von rund 150 000 Wählern verursacht. Es muss geprüft werden, ob diese Wähler überhaupt wahlberechtigt waren. Darüber hinaus rechnet die Wahlleitung mit bis zu 100 000 Briefwählern. Bush lag nach Auszählung der eindeutigen Stimmen mit mehr als 140 000 Stimmen vorn.
Die Bush-Rede im Wortlaut (Auszüge)
"Senator (John) Kerry hat mich beglückwünscht. Wir hatten ein sehr gutes Gespräch, er war sehr freundlich. Er hat einen engagierten Wahlkampf geführt und seine Anhänger können stolz auf ihre Bemühungen sein...Amerika hat gesprochen, und ich bin tief geehrt angesichts des Vertrauens und der Zuversicht meiner Landsleute. Mit diesem Vertrauen kommt die Verpflichtung, allen Amerikanern zu dienen, und ich werde mein Bestes tun, diese Aufgabe jeden Tag zu erfüllen.
In vier historischen Jahren hat sich Amerika große Ziele gesetzt und sich ihnen mit Stärke und Mut gestellt. Unser Volk hat die Wirtschaftschaftskraft wiederhergestellt und Entschlossenheit und Ausdauer in einem neuartigen Krieg gezeigt. Unsere Streitkräfte haben Gerechtigkeit zu unseren Feinden und Ehre nach Amerika gebracht. Unser Land hat sich selbst verteidigt und der Freiheit der ganzen Menschheit gedient. Ich bin stolz, dass ich ein solch großartiges Land führen durfte und weiter führen darf.
Weil wir hart gearbeitet haben, stehen wir vor einer Zeit der Hoffnung. Wir werden unseren wirtschaftlichen Aufschwung fortsetzen. Wir werden unser Steuersystem reformieren. Und wir werden unser Sozialsystem für die nächste Generation ausbauen.
Wir werden den entstehenden Demokratien im Irak und in Afghanistan helfen, so dass sie wachsen und ihre Freiheit verteidigen können. Und dann werden unsere Soldaten heimkehren, und wir werden sie gebührend ehren. Mit guten Verbündeten werden wir den Kampf gegen den Terror mit allen Anstrengungen führen, damit unsere Kinder in Freiheit und Frieden leben können.
Ich möchte zu denen sprechen, die meinen Gegenkandidaten gewählt haben. Um dieses Land besser und stärker zu machen, brauche ich Ihre Unterstützung. Ich will alles tun, um Ihr Vertrauen zu verdienen. Wir haben ein Land, eine Verfassung und eine Zukunft, die uns verpflichtet. Und wenn wir zusammenarbeiten, gibt es für die Größe Amerikas keine Grenzen."