US-Wahlkampf Obama liegt knapp vor Romney

Die beiden großen Parteien der USA haben sich auf den Wahlkampf eingeschworen und versucht, mit Prominenz und tonnenweise Konfetti zu Punkten. Für Obama hat sich dies ausgezahlt.

Der Nominierungsparteitag der US-Demokraten hat Präsident Barack Obama einer ersten Umfrage zufolge Auftrieb gegeben. Nach einer am Freitag veröffentlichten Erhebung von Reuters/Ipsos liegt Obama mit 46 Prozent vor seinem Konkurrenten Mitt Romney mit 44 Prozent. Am Vortag hatte noch der Republikaner mit einem Prozentpunkt geführt. Die Umfrage dürfte allerdings hauptsächlich Amerikaner erfassen, die zwar die Rede von Ex-Präsident Bill Clinton am Mittwoch gehört hatten, jedoch noch nicht Obamas eigene Ansprache am späten Donnerstagabend. Auch die Reaktion auf die enttäuschenden Zahlen zum Arbeitsmarkt vom Freitag sind darin nicht erfasst.

Das US-Arbeitsministerium hatte am Freitag einen Bericht veröffentlicht, wonach im vergangenen Monat zwar 96.000 Arbeitsplätze neu geschaffen wurden. Die demokratische Partei hatte aber selbst mit einer weitaus höheren Zahl gerechnet.

Romney, warf daraufhin Obama bei einem Wahlkampfauftritt im US-Bundesstaat New Hampshire vor, er habe "keine Ideen" und "keine Ausreden" mehr. Obama selbst räumte einen Rückschlag ein: "Wir wissen, dass es nicht gut genug ist." Er fügte hinzu, dass er seine Aufgabe darin sehe schneller Jobs zu schaffen um "das von der Rezession in diesem Jahr hinterlassene Loch schneller stopfen" zu können.

Demokraten stoßen auf größeres Interesse

Die Ipsos-Meinungsforscherin Julia Clark erklärte, aus der Umfrage könne jedoch bereits geschlossen werden, dass der dreitätige Parteitag der Demokraten in North Carolina Obama geholfen habe. Es bleibe dabei, dass das Rennen zwischen Obama und Romney vermutlich bis zur Wahl Anfang November sehr knapp sein werde.

Obamas Rede war nach Daten von Nielsen von mehr als 35,7 Millionen US-Bürgern live am Fernseher verfolgt worden. Das sind etwas mehr als zehn Prozent der Bevölkerung. Die Rede vor vier Jahren hatten 38,4 Millionen gesehen. Die Ansprache von Romney auf dem Nominierungsparteitag der Republikaner vor einer Woche zog 30,3 Millionen Menschen an.

Obama stellte am Donnerstag zudem einen Twitter-Rekord auf: Direkt nach dem Ende seiner Rede wurden 52.756 Tweets (Textbotschaften) pro Minute dazu registriert. Insgesamt löste der letzte Parteitag der Demokraten vier Millionen Tweets aus, etwa so viele wie das gesamte Treffen der Republikaner. Vom Parteitag der Republikaner ist vor allem eine ziemlich unorthodoxe Rede von Schauspieler und Regisseur Clint Eastwood, 82, in Erinnerung geblieben. Dieser hatte während seines improvisierten Auftritts Zwiesprache mit einem Stuhl gehalten, auf dem ein unsichtbarer Präsident Obama saß.

Reuters
ono/Reuters/AFP