USA Bush lobt deutschen Afghanistan-Einsatz

Nach monatelangen transatlantischen Verstimmungen hat US-Präsident George W. Bush den deutschen Einsatz in Afghanistan gelobt und erklärt, er wolle sich bei Bundeskanzler Gerhard Schröder dafür bedanken.

Auf seiner Ranch in Crawford sagte Bush dazu: "Der Grund, warum ich das erwähne, ist dass es gegenüber (dem Stand von) vor sechs Monaten eine Änderung darstellt. Und es ist nicht nur, dass Deutschlands Beteiligung wichtig ist, sie ist auch robust - viel robuster, als wir es erwartet hätten. Ich freue mich darauf, Kanzler Schröder dafür zu danken." Die Bundesregierung begrüßte die überraschende Äußerung Bushs. Bundesverteidigungsminister Peter Struck bricht am Sonntag zu einem Afghanistan-Besuch auf. Er hat gefordert, den Einsatz von Bundeswehrsoldaten in dem Land über Kabul hinaus auszuweiten.

Ungewöhnliche Geste

Die Beziehungen zwischen Bush und Schröder gelten als belastet, seitdem sich die Bundesregierung offen gegen den von den USA geführten Krieg im Irak gestellt hatte. Bushs Geste gilt daher als ungewöhnlich. Er hatte nach einem Treffen mit Vize-Präsident Dick Cheney und Verteidigungsminister Donald Rumsfeld zunächst über die Lage im Irak gesprochen, 100 Tage, nachdem er das Ende Hauptkampfhandlungen dort verkündet hatte.

Interesse an guten Beziehungen beidseitig

Regierungssprecher Thomas Steg sagte Reuters, die Äußerung Bushs mache deutlich, dass es gewisse Herausforderungen gebe, die man nur gemeinsam lösen könne. Dies hätten die Bundesregierung und die US-Regierung immer wieder betont. "Es wird das Interesse deutlich, die über Jahrzehnte gewachsenen guten und freundschaftlichen Beziehungen weiter zu entwickeln und für die Zukunft zu stärken."

Vielleicht fährt Schröder bald nach New York

Schröder und Bush haben sich seit dem Irak-Krieg nur am Rande von internationalen Treffen gesehen. Ein Spitzengespräch fand bislang nicht statt. Ein Sprecher der Bundesregierung hatte am Mittwoch erklärt, Schröder erwäge, Ende September an der Herbstversammlung der Vereinten Nationen (UNO) in New York teilzunehmen. Für ein Treffen mit Bush gebe es derzeit keine Pläne. Der Bundeskanzler sei jedoch daran interessiert, "zum gegebenen Zeitpunkt" ein solches Gespräch zu führen.

ISAF-Führung geht an die NATO

Am Montag wird die Führung der internationalen Afghanistan-Schutztruppe ISAF von Deutschland und den Niederlanden an die NATO übergeben. Als Folge dieses Wechsels sollen in den nächsten Wochen 800 der 2.300 in Afghanistan stationierten Bundeswehrsoldaten abgezogen werden.

Neuer Afghanistan-Standort: Vielleicht Kundus

Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet in ihrer Samstagausgabe, das Kanzleramt habe sich mit den beteiligten Ministerien auf die rund 200 Kilometer nordwestlich von Kabul gelegenen Stadt Kundus als möglichen Standort deutscher Soldaten außerhalb Kabuls geeinigt. Dafür werde der Einsatz von maximal 1.000 Soldaten erwogen. Unterstützt werden solle die Bundeswehr von Soldaten aus den Niederlanden und Schweden. Wie die Zeitung weiter berichtet, soll die Bundeswehr dort ein regionales Wiederaufbauteam der Amerikaner ersetzen. Struck hatte zuvor in einem Zeitungsinterview auch die nördlich von Kabul gelegene Provinz Charikar als möglichen Stationierungsstandort ins Gespräch gebracht.

Außerhalb Kabuls herrscht das Chaos

Außerhalb der Hauptstadt wird Afghanistan faktisch von Kriegsherren und Stammesführern kontrolliert. US-geführte Truppen hatten 2001 die radikal-islamische Taliban-Regierung in Afghanistan gestürzt.