Einen Tag vor der Jahresversammlung des Jüdischen Weltkongresses in Budapest haben hunderte Menschen in der ungarischen Hauptstadt an einer antizionistischen Demonstration teilgenommen. Rund 500 Menschen versammelten sich am Samstag in der Innenstadt und folgten damit einem Aufruf der rechtsextremen und offen antisemitischen Partei Jobbik. Mehrere Teilnehmer trugen Uniformen einer verbotenen paramilitärischen Organisation.
Dem Jobbik-Aufruf zufolge sollte die Veranstaltung "die Opfer von Zionismus und Bolschewismus würdigen". Jobbik-Chef Gabor Vona sagte laut dem Fernsehsender ATV auf der Kundgebung, Geld für die Entschädigung von Holocaust-Überlebenden hätte anderweitig besser verwendet werden können. Außerdem forderte er Juden dazu auf, sich für Verbrechen während der kommunistischen Herrschaft in Ungarn zu entschuldigen, da zur Führungsriege während dieser Zeit auch jüdische Politiker gehörten.
Gericht hob Demonstrationsverbot auf
Das ungarische Innenministerium hatte die Kundgebung zunächst verboten. Ein Gericht hob diese Entscheidung jedoch auf. Während der Demonstration war ein Großaufgebot der Polizei im Einsatz. Die Sicherheitskräfte schirmten auch eine Gegenkundgebung in der Nähe ab. Dort versammelten sich etwa 50 Menschen und hielten Plakate mit bekannten Ungarn jüdischen Glaubens hoch. Zudem rezitierten sie Verse des bekannten ungarischen Dichters Miklos Radnoti, der 1944 von SS-Mitgliedern erschossen wurde.
Der Jobbik-Abgeordnete Marton Gyöngyösi sagte bei der Kundgebung im Stadtzentrum: "Der Genozid, den Israel an der palästinensischen Urbevölkerung begeht, ist schlimmer als das, was sich die Nationalsozialisten in ihren kühnsten Träumen ausgemalt haben." Gyöngyösi hatte Ende 2012 im Parlament verlangt, dass die Juden in Ungarn auf Listen erfasst werden sollen.
In Ungarn machten in den vergangenen Monaten immer wieder judenfeindliche Vorfälle Schlagzeilen. Jobbik kam bei der Parlamentswahl im Jahr 2010 auf 17 Prozent der Stimmen. Die zunehmend judenfeindliche Stimmung im Land führte dazu, dass der Jüdische Weltkongress Budapest als Ort für die Jahresversammlung 2013 auswählte, um Solidarität mit den ungarischen Juden zu zeigen. Die Tagung sollte am Sonntag beginnen, Ministerpräsident Viktor Orban sollte die Eröffnungsrede halten.