Wahl-Krimi in Mexiko Vorsprung von 0,09 Prozent

Mexiko wählt einen neuen Präsidenten und wartet gespannt auf das Ergebnis, was knapper wohl nicht ausfallen könnte: Aktuell liegt der Kandidat der Regierungspartei 0,09 Prozent vor seinem Gegenkandidaten.

Beim Auszählungsmarathon in Mexiko hat Linkskandidat Andres Manuel Lopez Obrador seinen Vorsprung an den Rechtskonservativen Felipe Calderon knapp verloren. Der Streit um den extrem engen Ausgang der Präsidentenwahl scheint damit aber noch nicht beendet. Der Abstimmungskrimi in Mexiko erinnert an die umstrittenen Neuauszählungen bei der US-Präsidentenwahl in Florida 2000.

Nach der zweiten Auswertung von 98 Prozent der Stimmen lag Calderon nach Angaben der Wahlkommission mit 35,64 Prozent lediglich 0,09 Prozentpunkte vor Lopez Obrador. Zu Beginn der Nachzählung am Tag zuvor hatte der vor allem von der armen Bevölkerung unterstützte Lopez Obrador zunächst vorne gelegen. In den frühen Morgenstunden schrumpfte der Vorsprung des ehemaligen Bürgermeisters von Mexiko-Stadt dann aber stetig und war schließlich dahin.

Calderon rief sich einmal mehr als Sieger der Wahl aus und bezeichnete seinen Vorsprung als uneinholbar. Die in der Nachzählung noch fehlenden Stimmen kämen fast alle aus Hochburgen seiner Regierungspartei PAN im Norden und Westen des Landes. "Der Rest geht komplett auf das Konto der PAN", rief Calderon jubelnden Anhängern zu. Amtsinhaber Vicente Fox von der unternehmerfreundlichen PAN durfte laut Verfassung nicht noch einmal antreten.

Klage gegen das Ergebnis angekündigt

Die Wahlbehörde will die Nachzählung bald abschließen und anschließend den Sieger ausrufen. Mit dem äußerst knappen Endergebnis steht der noch jungen Demokratie Mexikos eine ernste Probe bevor. Lopez Obrador hat bereits angekündigt, das Ergebnis wegen zahlreichen Unregelmäßigkeiten formell anfechten zu wollen.

Zudem schlossen seine engsten Berater organisierte Straßenproteste nicht mehr aus, um den Druck zu erhöhen. "Die Stabilität des Landes steht auf dem Spiel", sagte Lopez Obrador. Eine Stichwahl, wie sie in vielen anderen Ländern Lateinamerikas bei einem unklaren Wahlausgang üblich ist, sieht die mexikanische Verfassung nicht vor.

DPA
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