Gut fünf Jahre nach der Orangenen Revolution haben die Ukrainer am Sonntag einen neuen Präsidenten gewählt. Angesichts der allgemeinen Enttäuschung im Land über die aktuelle pro-westliche Führungsmannschaft wurde mit einem klaren Sieg des pro-russischen Kandidaten Viktor Janukowitsch gerechnet. Allerdings wird er wohl in eine Stichwahl müssen, wahrscheinlich gegen Regierungschefin Julia Timoschenko.
"Ich habe für Janukowitsch gestimmt. Ich habe genug von den Anführern der Orangen Revolution", sagte der Handwerker Wolodomir Efremenko nach der Stimmabgabe in Kiew. "Ich will Stabilität, die vergangenen fünf Jahre waren verrückt." Die Hoffnungsträger der Orangenen Revolution von 2004, Viktor Juschtschenko und Timoschenko, lieferten sich in den Jahren danach als Präsident und Regierungschefin einen erbitterten Machtkampf. Auch Juschtschenko trat am Sonntag nochmals an, doch wurden ihm keine Aussichten auf einen Einzug in die Stichwahl zugesprochen.
In den letzten Umfragen vor der Wahl lag Janukowitsch zehn bis 15 Prozentpunkte vor Timoschenko. Trotzdem dürfte es für ihn in der ersten Runde, in der insgesamt 18 Kandidaten antraten, nicht zur absoluten Mehrheit reichen. Es wurde daher mit einer Stichwahl gerechnet, die am 7. Februar stattfinden würde - wahrscheinlich zwischen Janukowitsch und Timoschenko. Außenseiterchancen wurden noch dem Geschäftsmann Sergej Tigipko zugestanden, der in den Umfragen in den vergangenen Wochen stetig zulegte.
Janukowitsch war 2004 zunächst zum Sieger der Präsidentschaftwahl erklärt worden. Nach wochenlangen Protesten der Opposition gegen das Wahlergebnis bestätigte das Verfassungsgericht damals den Vorwurf der Wahlfälschung und ordnete eine Wiederholung der Wahl an, die dann Juschtschenko klar gewann.