Bewerberin ums Präsidentenamt Trump-Rivalin: Warum US-Politikerin Nikki Haley so viel Geld einsammelt

Nikki Haley: die ehemalige Gouverneurin von South Carolina ist die einzige Frau im Bewerberfeld der Republikaner
Nikki Haley: die ehemalige Gouverneurin von South Carolina ist die einzige Frau im Bewerberfeld der Republikaner
© Newscom World / Imago Images
Das Koch-Netzwerk, JP Morgan, Citadel – viele einflussreiche Geldgeber unterstützen jetzt die republikanische Bewerberin ums Präsidentenamt. Kann sie Donald Trump damit gefährlich werden?

Eins ist sicher: Immer dann, wenn Donald Trump Jr., der bärtige Sohn des einstigen US-Präsidenten, meint, jemanden beschimpfen zu müssen, dann weiß man in Washington, dass es ein neues Gesprächsthema im Trump-Clan gibt. Dass irgendetwas dem Immobilienunternehmer und möglichen erneuten Kandidaten fürs Präsidentenamt sauer aufgestoßen sein muss.

Am Dienstag dieser Woche war es wieder einmal soweit: "Es ist beeindruckend, wie erpicht diese Leute darauf sind, ihr Geld zu verbrennen", schrieb Trump Jr. auf der Plattform X. Gemeint war das konservative Netzwerk Americans for Prosperity Action (AFP), das einst von den US-Milliardären Charles und David Koch gegründet worden war, zwei sehr einflussreichen Superreichen aus dem konservativ-libertären Spektrum der amerikanischen Gesellschaft. AFP hatte öffentlich bekannt gegeben, dass man im Vorwahlkampf der Republikaner Nikki Haley unterstützen werde, ehemalige Gouverneurin von South Carolina und einzige Frau im Bewerberfeld. "Wir möchten einen Kandidaten unterstützen, der in der Lage ist, die toxische Kultur in Washington zu überwinden – und einen Kandidaten, der gewinnen kann", schrieb AFP-Chefin Emily Seidel in einem öffentlichen Memorandum. "Dieser Kandidat ist Nikki Haley."

Geldeintreiber trommeln für Haley

Nun müsste sich das Trump-Team oberflächlich betrachtet eigentlich keine Sorgen machen um die Nominierung. Trump führt in den Umfragen nach wie vor meilenweit vor allen anderen republikanischen Bewerbern, auch Haley rangiert da unter ferner liefen. Allerdings hat die 51-Jährige zuletzt zugelegt und in den von Trump gemiedenen Fernsehdebatten für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Vor allem aber gelang es Haley zuletzt, immer mehr an schwer reichen Geldgebern wie dem Koch-Netzwerk auf ihre Seite zu ziehen – ein nicht immer ausschlaggebender, aber doch wichtiger Faktor im amerikanischen Wahlkampf.

Allein in den vergangenen Wochen konnte die einstige Uno-Botschafterin ihres Landes mehrere neue Unterstützer einsammeln: Ken Griffin, Gründer des Hedgefonds Citadel und Großspender der Republikaner, bezeichnete Haley als "Rockstar" und verkündete, er überlege "aktiv", sich hinter die Bewerberin zu stellen. Der milliardenschwere Investor Stanley Druckenmiller und der Edelmetall-Unternehmer Andy Sabin sind bereits auf den Haley-Zug aufgesprungen. Nachdem der Kandidat Tim Scott aus South Carolina aus dem Rennen ausgeschieden war, hatten zudem einflussreiche Unternehmer aus dem Bundesstaat wie Chad Walldorf begonnen, Haley zu unterstützen. Der erfolgreiche Geld-Einsammler und Anwalt Eric Levine, der ebenfalls zuvor für Scott getrommelt hatte, arbeitet nun für Haley.

Hauptsache nicht Trump

All dies spricht dafür, dass sich das "Hauptsache nicht Trump"-Lager der Republikaner allmählich hinter Haley sammelt – einer Bewerberin, die mit vielen ihrer Positionen für den klassischen republikanischen Mainstream steht und frei ist von dem erratischen, antidemokratischen Geschrei des einstigen Präsidenten. Zunächst ist das vor allem eine schlechte Nachricht für Ron DeSantis, den Gouverneur von Florida, der ursprünglich als der viel versprechendste Trump-Herausforderer gegolten hatte.

Mittelfristig allerdings könnten das Geld und die Berater, die Haley um sich sammelt, auch zum Problem für Trump werden. Nämlich dann, wenn sich nicht nur unter den Spendern, sondern auch unter den republikanischen Anhängern die Ansicht durchsetzt, dass Trump die Präsidentenwahl im kommenden Jahr nicht gewinnen kann – wie es der AFP-Chef in seinem Memorandum andeutet. Während sich der Ex-Präsident mit dem amtierenden Staatschef Joe Biden in den Umfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefert, liegt Haley deutlich vor Biden. Es sind Zahlen, die angesichts des dynamischen Geschehens mit großer Vorsicht zu genießen sind, aber sie werden im republikanischem Establishment aufmerksam registriert.

Hinzu kommt, dass sich Trump mit einer ganzen Kaskade an Gerichtsverfahren herumschlagen muss, es ist nicht einmal ausgeschlossen, dass er mitten im Wahlkampf des kommenden Jahres zu einem rechtskräftig verurteilten Straftäter wird. Haley erscheint da vielen einflussreichen Spendern als saubere Alternative, sie könnte auch dann einspringen, wenn Trump unter der Last der Prozesse am Ende doch aufgeben sollte.

Wählbar auch für Demokraten?

Haley hat eine Eigenschaft, die der im demokratischen Lager verhasste Trump auf keinen Fall hat – sie wirkt auch für Unabhängige und eher konservative Demokraten wählbar. Jamie Dimon, der Chef der größten US-Bank JP Morgan rief auf einer Konferenz energisch dazu auf, Haley zu unterstützen: "Selbst wenn Sie ein sehr liberaler Demokrat sind, rufe ich Sie auf, Nikki Haley zu helfen", sagte Dimon. "Es braucht eine Alternative auf republikanischer Seite, die besser sein könnte als Trump." Wochen zuvor war bereits bekannt geworden, dass sich Haley mit Dimon getroffen hatte.

Außer dem Geld, das der Bewerberin nun zufließt, dürften vor allem die Netzwerke und die Zahl der potenziellen Helfer eine Rolle spielen – vor allem dann, wenn es Anfang kommenden Jahres in die ersten konkreten Vorwahlen in Iowa und New Hampshire geht. Gerade das Koch-Netzwerk verfügt nach eigenen Angaben über Tausende Aktivisten, die nun an Türen klopfen, Emails verschicken und für Haley werben sollen.

Vor der Präsidentenwahl im Jahr 2016 hatten Teile des Koch-Netzwerks noch das Trump-Lager unterstützt, vor allem dessen Vize Mike Pence fand damals das Wohlwollen der Geldgeber. Wie US-Medien berichteten, arbeiteten anschließend zudem zahlreiche Koch-Getreue in dem erweiterten Team des siegreichen Trump.

Dass nun ausgerechnet dieses Netzwerk ihn nicht mehr für einen aussichtsreichen Kandidaten hält, löste am Ende natürlich auch den Zorn von Trump selbst aus. "Das ist schlecht für unser Land", donnerte der Ex-Präsident in seinem eigenen Netzwerk Truth Social. "Diese Verlierer haben mich seit 2016 bekämpft." Ob das alles reichen wird, um Trump zu besiegen, ist völlig unklar, auch weil niemand weiß, wie die Gerichtsverfahren den Wahlkampf beeinflussen werden. Aber klar ist: Geärgert hat Haley Trump schon mal.