Neun Tage vor dem Amtsantritt Donald Trumps beherrscht eine Nachricht die amerikanischen Medien: Russische Geheimdienste sollen gegen den designierten US-Präsidenten kompromittierende Informationen haben, mit denen er erpressbar sein soll. CNN machte den Anfang, "New York Times", "Washington Post" und "Wall Street Journal" folgten.
Ein ehemaliger Agent des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6 soll im Auftrag von Trumps parteiinternen Rivalen bei den Republikanern und später des Clinton-Lagers Informationen gegen den Politiker zusammengetragen haben. Bei seiner Recherche soll er herausgefunden haben, dass Moskau jahrelang belastendes Material gegen Trump gesammelt haben soll. Die amerikanischen Geheimdienste konnten jedoch die Angaben des ehemaligen britischen Agenten nicht verifizieren.
Wikileaks hält das Dossier für gefälscht
Dennoch sollen sie am vergangenen Donnerstag Trump mit dem Material konfrontiert haben. Das Webportal "Buzzfeed" veröffentlichte ein 35-seitiges Dokument, welches das angebliche Dossier gegen Trump sein soll und dessen zweiseitige Zusammenfassung Trump zusammen mit dem Hacker-Bericht angeblich vorgelegt worden war.
Die Enthüllungsplattform Wikileaks behauptet nun, dass das angebliche Dossier nicht nach einem Geheimdienstbericht aussieht. Auf Twitter schrieb die Organisation: "Das 35-seitige PDF-Dokument, das von Buzzfeed zu Trump veröffentlicht wurde, ist kein Geheimdienstreport. Der Stil, die Fakten und die Daten sind nicht glaubwürdig." In einem weiteren Tweet behauptet Wikileaks, dass das Dokument eindeutig gefälscht sei.
Wikilieaks stand in den letzten Monaten im Verdacht, im Wahlkampf gegen Hillary Clinton gearbeitet zu haben. Das Papier enthält jedoch tatsächlich zahlreiche orthografische und sachliche Fehler. So wird in dem Dokument zum Beispiel behauptet, dass Trumps Anwalt und Berater Michael Cohen im August 2016 nach Prag gereist war, um sich mit russischen Unterhändlern zu treffen. Tatsächlich hielt sich Cohen zu diesem Zeitpunkt in Kalifornien auf und besuchte mit seinem Sohn die University of Southern California (USC). Ein Baseball-Coach der USC, mit dem sich Cohen dort getroffen hatte, bestätigte das "Alibi", berichtet das US-Magazin "The Atlantic".
Wieso legten die US-Geheimdienste unbestätigtes Material vor?
In dem Dokument ist unter anderem von Sexvideos mit Prostituierten in einem Moskauer Luxushotel die Rede. Außerdem soll es während des Wahlkampfs einen Kommunikationsaustausch zwischen Trumps Team und russischen Vertretern gegeben haben.
Obwohl die Echtheit des Materials nicht überprüft werden konnte, haben die US-Geheimdienste es nicht nur Trump, sondern auch Barack Obama und den führenden Republikanern und Demokraten im Kongress und in den Geheimdienstausschüssen vorgelegt.
Wikilekas mit US-Geheimdiensten auf Kriegsfuß
Im Wahlkampf hatte Wikileaks gehackte Emails aus dem Umkreis Clintons veröffentlicht, die ihr viel negative Presse einbrachten. Am vergangenen Freitag veröffentlichten die US-Geheimdienste einen Bericht, der eine direkte Verbindung Wladimir Putin zu Hackerangriffen auf Computer aus dem Umfeld von Hillary Clinton herstellt. Die Informationen, die Wikileaks veröffentlicht hatte, sollen der Enthüllungsplattform von Moskau zugespielt worden sein, so der Vorwurf. Wikileaks-Gründer Julian Assange dementierte. Er wertete den US-Bericht als politisch motiviert.