Russlands Präsident Wladimir Putin hat den Vorwurf, sein Land habe Einfluss auf die US-Präsidentenwahl genommen erneut scharf zurückgewiesen. In einem Interview mit der NBC schloss er zwar nicht aus, dass der russische Botschafter in Washington Kontakt zum Wahlkampfteam von US-Präsident Donald Trump gehabt habe. Er selbst wisse davon allerdings nichts, betonte Putin. Zudem kenne er kaum den geschassten Nationalen Sicherheitsberater, Michael Flynn. Letzterer gilt als Schlüsselfigur in der Affäre.
Er habe Flynn ein einziges Mal bei einem Galadinner im Dezember 2015 in Moskau getroffen, bei dem sie nebeneinander saßen. "Ich habe meine Rede gehalten. Dann haben wir über etwas anderes gesprochen. Ich bin aufgestanden und gegangen", schilderte Putin seine Begegnung mit Flynn in Moskau. "Ich habe nicht einmal richtig mit ihm geredet. Das ist das Ausmaß meiner Bekanntschaft mit Herrn Flynn." Erst später sei ihm gesagt worden, dass Flynn "in etwas verwickelt" gewesen sei. Flynn war Mitte Februar nach nur rund drei Monaten im Amt als Sicherheitsberater Trumps zurückgetreten, weil er zum russischen Botschafter in Washington Kontakt hielt und darüber die Unwahrheit gesagt hatte.

"Habt Ihr da drüben alle den Verstand verloren?"
Auf die Spekulationen angesprochen, Russland verfüge über kompromittierendes Material über Trump, mit dem der US-Präsident erpresst werden könnte, beschwerte sich Putin: "Auch das ist großer Unsinn. Woher sollten wir diese Informationen haben?" Er habe keine besondere Beziehung mit Trump gehabt oder habe sie jetzt. Er sei zwar eine Zeit lang öfter nach Moskau gekommen, doch Putin habe ihn dabei nie getroffen, sagte er. "Viele US-Bürger kommen nach Russland. Aktuell sind, glaube ich, 100 US-Vertreter von Firmen in unserem Land. Glauben Sie wir sammeln über all diese Menschen kompromittierende Informationen? Habt Ihr da drüben alle den Verstand verloren?".
Die NBC-Journalistin Megyn Kelly traf Putin bei ihrem Aufenthalt in St. Petersburg gleich mehrfach. Sie moderierte das "International Economic Forum" und fragte dabei bereits auf der Bühne Putin zu den Hackerangriffen auf die US-Wahl aus, die angeblich von der russischen Führung befohlen worden seien. Die US-Geheimdienste seien sich sicher, dass Putin persönlich dazu den Befehl gegeben habe. Der russische Präsident stritt die Anschuldigungen vehement ab. Hacker seien sehr gut darin, ihre Spuren zu verwischen oder sogar absichtlich falsche zu legen.
Wladimir Putin wehrt sich gegen Vorwürfe
Während des Interviews sprach Putin auch über die angeblichen Treffen von Flynn und anderen mit dem russischen Botschafter. Er wisse nicht, ob der russische Botschafter in Washington, Sergej Kisljak, Kontakt zu Mitgliedern von Trumps Wahlkampfteam gehabt habe. "Glauben Sie etwa, der Botschafter teile mir jeden Tag mit, mit wem er esse oder wen er treffe?", fragte Putin. Nach einem Bericht der "Washington Post" traf Kisljak unter anderem Trumps Schwiegersohn und Berater Jared Kushner. Dieser soll vorgeschlagen haben, einen geheimen Gesprächskanal zum Kreml einzurichten. Auch über diesen Vorschlag wisse er nichts, sagte Putin.