Ganz Frankfurt ist außer Rand und Band: Der Europa-League-Sieg der Eintracht hat in der Main-Metropole für riesige Begeisterung gesorgt. Die Euphorie nach dem Finalsieg gegen die Glasgow Rangers im Elfmeterschießen hat nicht nur Fußballfans erfasst. Für den Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) allerdings könnte der Erfolg der Fußballer zum Stolperstein werden – weil der Politiker in ein Fettnäpfchen nach dem anderen tritt.
Einen Fehltritt konnten viele Zuschauer live im Fernsehen beobachten. Als sich die Eintracht-Mannschaft nach dem gewonnenen Finale den Fans auf dem Frankfurter Römer zeigte und mit ihnen den Europapokalsieg feiern wollte, stellte sich der Oberbürgermeister kurzerhand selbst ins Rampenlicht. Feldmann nahm auf dem Weg zum Rathausbalkon dem verdutzten Kapitän Sebastian Rode den Pokal aus der Hand, um ihn den Massen zu präsentieren.
Peter Feldmann: Sexistische Äußerungen des Oberbürgermeisters
Ein Politiker, der sich selbst in den Vordergrund drängt und den Spielern, die eigentlich für den Titelgewinn verantwortlich sind, die Show stiehlt – das kam bei vielen Bürger:innen ganz schlecht an. Auch Eintracht-Kapitän Rode kritisierte in der "Bild"-Zeitung den selbstverliebten Auftritt Feldmanns: "Ich habe es nicht ganz verstanden. Es ist toll, dass er uns eingeladen hat, aber es wäre vielleicht besser gewesen, wenn er sich etwas zurückgenommen hätte."
Eintracht-Fans im Jubelrausch – die magische Nacht von Sevilla

Feldmann entschuldigte sich, er sei "für einen Moment mehr Eintracht-Fan als Oberbürgermeister" gewesen. Doch nur wenig tauchte im Netz ein Video auf, das anzügliche Äußerungen des Politikers gegenüber Stewardessen zeigte. Der Oberbürgermeister steht dabei auf einem Rückflug vom Finale aus Sevilla am Bordmikro, offenbar vor Hunderten Eintracht-Fans, und berichtet, dass die attraktiven Flugbegleiterinnen ihn "hormonell außer Gefecht gesetzt" hätten.
Eigene Partei fordert Rücktritt des Frankfurter OB
Der nächste Fauxpas eines Politikers, dem der erste Frankfurter Europapokalsieg seit 1980 zu Kopf gestiegen zu sein scheint. Zwar gab sich Feldmann erneut kleinlaut und versicherte der "Frankfurter Neuen Presse", dass ihm die Aussage "unendlich leid tut": "Das ist ein blöder Spruch gewesen, den ich noch vor Ort zurückgenommen habe. Das war nicht in Ordnung, ohne Wenn und Aber." Gleichzeitig versprach er, dass ein solcher Macho-Spruch nie wieder vorkommen werde.
Doch die Reue könnte zu spät kommen, Feldmann muss handfeste Konsequenzen für seine politische Karriere befürchten. Nicht nur Grüne, CDU, FDP und die Volt-Partei in der Main-Metropole haben seinen Rücktritt gefordert – auch die örtliche SPD hat Feldmann das Vertrauen entzogen. Die Würde des Amts, das Ansehen der Stadt und die Handlungsfähigkeit des Magistrats erfordere, dass der OB abtrete, erklärte der stellvertretende Parteivorsitzende Kolja Müller.
Feldmann wurde 2012 erstmals zum Oberbürgermeister gewählt, seine Amtszeit würde noch bis 2024 dauern. Zu seinem Verhalten im Umfeld des Eintracht-Spiels kommt hinzu, dass Feldmann ohnehin schon länger in der Kritik steht. Im März hatte die Frankfurter Staatsanwaltschaft Anklage wegen eines hinreichenden Tatverdachts der Vorteilsannahme erhoben. Nun scheint ein Rücktritt des 63-Jährigen, der 2024 wegen der Korruptionsvorwürfe ohnehin nicht mehr kandidieren wollte, nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Schließlich hat Feldmann mittlerweile jeden politischen Rückhalt verloren.

Feldmann bei Eintracht Frankfurt nicht mehr willkommen
Eintracht Frankfurt hat bereits auf das Verhalten Feldmanns reagiert und ihm faktisch Stadionverbot erteilt. "Zwischen Eintracht Frankfurt und ihm ist in Zukunft keine Basis mehr», sagte Eintracht-Vorstandssprecher Axel Hellmann der "Bild"-Zeitung. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass Peter Feldmann bei unseren Spielen im Stadion noch willkommen ist." Hellmann warf Feldmann "Eitelkeit und Narzissmus" vor.
Quellen: "Bild" (1) / "Bild" (2) / "Frankfurter Neue Presse" / DPA