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Thüringen Wie lebt man als Flüchtling in der AfD-Hochburg Sonneberg? 

Amir und Ali leben und arbeiten im Landkreis Sonneberg
Amir und Ali leben und arbeiten im Landkreis Sonneberg
© Sonja Och
Mitten im ersten AfD-verwalteten Landkreis Deutschlands steht eine Flüchtlingsunterkunft. Die ukrainischen und afghanischen Bewohner sagen: Wir wollen in Sonneberg bleiben. Wie kann das sein?

Sein Leben lang hat Oleg aus seinem Fenster auf Charkiw geschaut. Vor 86 Jahren ist er in der ostukrainischen Stadt geboren, hat als Kind den Angriff der Wehrmachtssoldaten überlebt, später wurde er dort Lehrer, heiratete, ließ sich scheiden. Weg wollte er nie. Doch jetzt sitzt er hier, auf einem frisch bezogenen Bett in einer Flüchtlingsunterkunft in Deutschland. Vor seinem Fenster ist nicht mehr Charkiw. Dort rauscht jetzt der Thüringer Wald. 

Oleg ist einer von ungefähr 5000 Menschen ohne deutschen Pass im Landkreis Sonneberg. Er gehört zu den Flüchtlingen, gegen jene die AfD hier Stimmung gemacht hat – und damit anscheinend überzeugte: Ihr Kandidat Robert Sesselmann sagte im Wahlkampf, die deutschen Bürger dürften nicht länger als Bürger zweiter Klasse behandelt werden. Der linke Ministerpräsident mache hingegen nur Politik für Migranten.

Spricht man hier im Landkreis mit Menschen vor dem Supermarkt, im Regionalzug, in der Fußballmannschaft, wiederholen viele diese Parolen. Ukrainer bekämen mehr Unterstützung als Deutsche, Geflüchtete lebten auf Kosten der Bürger im Luxus.  Genug Sonneberger glauben das. Eine Mehrheit stimmte im Juni für  Sesselmann, er wurde der erste AfD-Landrat Deutschlands.

Oleg lebt nun in einem Kreis, den die AfD verwaltet. Zwischen Nachbarn, von denen viele die AfD gewählt haben, zumindest statistisch. Wie geht es ihm und seinen Mitbewohnern damit? Wie lebt man als Flüchtling im Landkreis Sonneberg? 

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