Der Kredit von Bundespräsident Christian Wulff bei der BW Bank ist mithilfe des Unternehmers Egon Geerkens und seiner Frau zustande gekommen. "Die BW Bank hat seit Jahren intensive Geschäftsbeziehungen zur Familie Geerkens. Darüber ist auch der Kontakt zwischen der BW Bank und Herrn Wulff entstanden", erfuhr die "Financial Times Deutschland" aus dem Umfeld der Privatbank. Mithilfe eines Kredits der BW Bank löste Wulff anschließend das private Darlehen ab, das ihm Geerkens Ehefrau Edith gewährt hatte.
Das Detail wirft ein weiteres Schlaglicht auf die engen Beziehungen zwischen Wulff und der Geerkens-Familie. Es ist nicht das erste Mal, dass Wulff wegen einer Gefälligkeit einer Wirtschaftsgröße auffällig wird. Der frühere niedersächsische Ministerpräsident hat jedoch stets bestritten, dass mit diesen Diensten politische Gegenleistungen verbunden waren.
Am Dienstag hatte das Bundespräsidialamt eingeräumt, dass Wulff 2008 als niedersächsischer Regierungschef einen Privatkredit über 500.000 Euro von der Frau des Unternehmers Geerkens erhalten hatte. Im Landtag in Hannover hatte er diesen Kredit aber nicht angegeben, als er nach geschäftlichen Beziehungen zu dem Unternehmer gefragt wurde. Im Frühjahr 2010 hatte Wulff das Darlehen zurückgezahlt - mit Geld aus einem Kredit der BW Bank. Das Geldhaus mit Sitz in Stuttgart gehört zur öffentlich-rechtlichen Landesbank Baden-Württemberg.
Grüne fühlen sich getäuscht
Die Grünen werfen Wulff Täuschung vor. Sie forderten das Staatsoberhaupt auf, die Vorwürfe unverzüglich zu klären. "Ich hoffe sehr, dass der Bundespräsident die jetzt aufgekommenen Fragen schnell und umfassend beantworten wird", sagte Bundesgeschäftsführerin Steffi Lemke der "Welt". Die Grünen im niedersächsischen Landtag erwägen, die Vorfälle parlamentarisch durchleuchten zu lassen. Er fühle sich von Wulff getäuscht, sagte Fraktionschef Stefan Wenzel den Dortmunder "Ruhr Nachrichten".
Wulff hatte seinen Weihnachtsurlaub 2009 in der Florida-Villa des Unternehmers Geerkens verbracht. Der Flug nach Miami brachte Wulff die sogenannte Air-Berlin-Affäre ein, weil er und seine Frau Bettina sich von der Fluggesellschaft kostenlos von der Economy in die Business Class hochstufen ließen.
Wenzel hatte Wulff Anfang 2010 im Zusammenhang mit dieser Affäre auch nach geschäftlichen Beziehungen zu dem Unternehmer Geerkens gefragt, was die niedersächsische Staatskanzlei jedoch verneint hatte. Diese Antwort sei jedoch haarscharf an der Sache vorbeigegangen, sagte Wenzel der Zeitung. "Wir werden prüfen, welche parlamentarischen Mittel es gibt, um diese offenen Fragen zu klären."