Vor Millionenpublikum Bei der Frage nach eigenen Fehlern: Darum verließ Andrea Nahles das ARD-Interview

Bayernwahl: Nahles gibt "schlechter Perfomance der Koalition in Berlin" Mitschuld an SPD-Pleite


O-TON ANDREA NAHLES, SPD-VORSITZENDE: "Guten Abend, meine Damen und Herren. Das ist ein sehr schlechtes Ergebnis für die SPD. Das ist auch ein sehr schlechtes Ergebnis für alle Volksparteien insgesamt. Ich möchte den Grünen sagen: Glückwunsch für das Ergebnis, sie haben es geschafft hier heute eindeutige Wahlsieger zu sein. Sicherlich ist einer der Gründe für das schlechte Abschneiden auch die Performance der Großen Koalition hier in Berlin. Es ist uns nicht gelungen, uns von dem Richtungsstreit in der CDU/CSU freizumachen. Deswegen gab es auch keinen Rückenwind aus Berlin, im Gegenteil. Und ich habe an anderer Stelle schon dazu einiges gesagt. Feststeht, das muss sich ändern."
Die SPD hat einmal mehr eine unglückliche Außendarstellung abgeliefert: Parteichefin Andrea Nahles verließ bei der Frage nach eigenen Fehlern wortlos ein ARD-Interview. Das steckt dahinter.

Sichtlich angeschlagen trat SPD-Chefin Andrea Nahles nach dem desaströsen Ergebnis ihrer Partei bei der Landtagswahl vor die Kameras und Mikrofone. Beharrlich bewertete sie das Debakel, sagte, was Politiker eben so sagen nach einer solchen schwarzen Stunde. Man sei enttäuscht, man werde die Gründe für das schlechte Abschneiden genau analysieren, Dank an die Wähler jedenfalls. Doch bei einer Frage, vielleicht eine der wichtigsten, von ARD-Reporterin Ellis Fröder: nichts. Stattdessen dreht Nahles ab und verlässt das Interview.

Warum verließ Andrea Nahles das Interview?

Nachdem die SPD-Chefin die Frage nach personellen Konsequenzen beantwortet hatte ("Da denken wir nicht drüber nach."), hakte Journalistin Fröder zur Rolle der Parteivorsitzenden in dem Wahldesaster nach: "Wo haben Sie da Fehler gemacht?" Nahles' Reaktion: Sie drehte sich ab, ging wortlos davon und ließ die Reporterin stehen.

Auf die Frage nach eigenen Versäumnisse einfach abhauen? Machte es sich Andrea Nahles wirklich so einfach? Nein. ARD-Reporterin Ellis Fröder klärte ein paar Stunden später via Twitter auf. Nahles sei unter Zeitdruck gewesen, der sich durch ein Problem bei der Aufzeichnung des Gesprächs noch verschärft habe: "Ich musste das Interview wegen technischer Probleme noch einmal führen. Nahles war in Zeitdruck und bekam während der letzten Frage das Zeichen: Wir müssen los." Phoenix-Journalist Erhard Scherfer stand nach eigenen Angaben neben der Situation und bestätigte die Darstellung Fröders.

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Doch da hatten andere Medien von der "Bild"-Zeitung bis zum Deutschlandfunk den unsouverän wirkenden Abgang von Andrea Nahles schon längst in die Berichterstattung aufgenommen, die Einordnung der ARD-Reporterin dürften weit weniger Wählerinnen und Wähler mitbekommen haben.

So bleibt der Eindruck hängen, dass die SPD-Chefin vor einem Millionenpublikum im TV nicht zur Selbstkritik bereit ist –auch wenn dieser offenkundig täuscht. Abermals eine maximal unglückliche Außendarstellung der Partei.

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