In Berlin sind erneut Journalisten während der Ausübung ihrer Arbeit auf einer Demonstration angegriffen worden. Ein Teilnehmer trat am späten Mittwochnachmittag nach einem Kamerateam der ARD und traf offenbar die Ton-Angel eines Mitarbeiters, wie unter anderem aus Aufnahmen eines Reporters hervorgeht. Dem Angriff seien "Lügenpresse"-Rufe vorausgegangen. Polizisten überwältigten den Angreifer sofort und nahmen ihn fest.
Die Berliner Polizei bestätigte den Vorfall am Abend. Ihren Angaben zufolge hatten sich vor dem Reichstagsgebäude in der Hauptstadt bis zu 400 Menschen versammelt. Sie waren möglicherweise einer Ankündigung des Kochs Attila Hildmann bei Facebook gefolgt, der vor dem Bundestag seinen Protest gegen das neue Infektionsschutzgesetz zeigen wollte, das die Abgeordneten am Donnerstag erstmals beraten.
Die genaue Motivation der Versammlungsteilnehmer blieb jedoch unklar. Einige von ihnen sprachen sich nach Angaben der Nachrichtenagentur DPA gegen die Maßnahmen zum Schutz vor dem Coronavirus aus und prangerten eine angeblich bevorstehende Impfpflicht an, die zuletzt seitens der Bundesregierung immer wieder dementiert worden war.
Polizei löst Versammlung in Berlin auf
Die Polizei löste die Versammlung nach eigenen Angaben auf, weil sie einen Verstoß gegen die Covid-19-Eindämmungsverordnung dargestellt habe. Es seien Platzverweise erteilt und Personalien aufgenommen worden. Vereinzelt sei Widerstand gegen die Maßnahmen der Beamten geleistet worden.
Tina Hasselt, die Leiterin des Hauptstadtstudios der ARD, verurteilte den Angriff auf ihre Kollegen scharf und bezeichnete ihn als "widerlich". Dem Team gehe es gut, erklärte sie bei Twitter.
Bereits am 1. Mai war ebenfalls in Berlin am Rande einer Demonstration ein Team der ZDF-Satiresendung "Heute Show" attackiert worden. Fünf Mitglieder wurden durch die 15 bis 20 Angreifer verletzt. Einer der polizeilich bekannten Tatverdächtigen sei als Gewalttäter aus dem linken Spektrum bekannt, berichtete unter anderem die Nachrichtenagentur DPA. Die Ermittlungen des Staatsschutzes des Landeskriminalamtes Berlin laufen.

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Die Bundesregierung verurteilte die Attacke anschließend deutlich. "Wer Journalisten angreift, bedroht, verletzt, der steht weit außerhalb unserer demokratischen Ordnung und der muss uns alle gegen sich haben", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. "Wir sehen seit Längerem, dass Extremisten aller Richtungen die Pressefreiheit, eines unserer wichtigsten Grundrechte, buchstäblich mit Füßen treten."
Quellen: Polizei Berlin, Tina Hasselt, Nachrichtenagentur DPA