Nach ersten Haftbefehlen im Fall des Neonazi- Attentats auf den Passauer Polizeichef Alois Mannichl wird weiter nach dem Täter gefahndet. Am Mittwochabend war ein Ehepaar aus München in Untersuchungshaft genommen worden, das am Dienstag zunächst vorläufig festgenommen worden war. Die Ermittler werfen dem 33-jährigen Mann und der 22-jährigen Frau Beihilfe zum versuchten Mord vor. Sie sollen den Täter bei dem Anschlag auf Mannichl unterstützt haben. Die Haftbefehle seien vom Amtsgericht Passau wegen Flucht- und Verdunklungsgefahr erlassen worden, berichtete der Leitende Oberstaatsanwalt Helmut Walch.
Nach Angaben des Nachrichtenmagazins "Focus" gehört das inhaftierte Ehepaar zu den "Freien Nationalisten München", einem Ableger der gewaltbereiten "Autonomen Nationalisten". Der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Jörg Ziercke, beziffert das Netzwerk der Ultrarechten auf "bundesweit über 400 Anhänger". Diese Neonazis würden "Gewalt als probates Mittel zur politischen Auseinandersetzung" ansehen, sagte der BKA-Chef.
Staatsanwaltschaft und Polizei fahnden jetzt in einem bundesweiten Aufruf sowohl nach dem Täter wie auch nach einem weiteren Komplizen aus der Neonazi-Szene. Die 50-köpfige Sonderkommission hat aufgrund von Zeugenangaben detaillierte Beschreibungen der beiden glatzköpfigen Männer veröffentlicht. Sie sollen am Tattag in Fürstenzell bei Passau, dem Wohnort von Mannichl, gewesen sein.
Es wird vermutet, dass es sich bei dem Anschlag um einen Racheakt von Rechtsextremisten handelt, nachdem Mannichl in den vergangenen Monaten mehrfach gegen Neonazis vorgegangen war. Im Internet hatten Rechtsextremisten Verunglimpfungen über den Polizeidirektor veröffentlicht. Mannichl war am Samstag bei dem Attentat vor der Tür seines Reihenhauses schwer verletzt worden.
stern-Aktion
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Bei dem Täter soll es sich um einen 25 bis 35 Jahre alten, etwa 1,90 Meter großen Mann handeln, der bayerischen oder österreichischen Dialekt spricht. Der Täter soll eine in der Skinheadszene übliche Bomberjacke getragen haben und im Halsbereich eine Tätowierung oder ein größeres Muttermal haben. Der gesuchte Helfer soll etwas älter sein und hinter dem linken Ohr ein Tattoo in Form einer grünen Schlange haben. Die Kriminalpolizei schließt aufgrund der Ähnlichkeit der Beschreibungen aber nicht aus, dass es sich letztlich nur um einen Mann handelt.
Ein weiterer Münchner, der am Mittwoch vorläufig festgenommen wurde, ist wieder freigelassen worden. Der Mann sei als Zeuge vernommen worden, habe sich aber zunächst geweigert, Angaben zu machen, begründeten die Ermittler die vorübergehende Festnahme.