Nun also hat Boris Pistorius seit 100 Tagen das Kommando im Bundesverteidigungsministerium. So schnell kann's gehen. Eine Schonzeit konnte er nicht erwarten, Zeitwende halt. Stattdessen wurde vom Nachfolger der glücklosen Genossin Christine Lambrecht eine gewisse "Kaltstartfähigkeit" verlangt. Grob übersetzt aus dem Militärdeutsch: vollständige Einsatzbereitschaft, und zwar rasch.
Da traf es sich gut, dass Pistorius – ehemals Oberbürgermeister seiner Heimatstadt Osnabrück und Innenminister in Niedersachen – "richtig Bock auf den Job" mitbrachte, wie er im Antrittsinterview in der "Süddeutschen Zeitung" sagte. Bedenkzeit? Sei nicht nötig gewesen, so Pistorius, er habe sofort zugegriffen, als ihn Bundeskanzler Olaf Scholz (auch SPD) den Posten anbot. Das Telefonat habe nur "ein paar Minuten" gedauert.
Boris Pistorius? Also die Opposition ist Fan
Entschlossenheit und Tempo scheinen zum Markenkern des Mannes mit Bock auf den Bendlerblock zu gehören, der Verteidigungsminister zeigt sich seit der offiziellen Amtsübernahme am 19. Januar umtriebig und emsig. Neben Besuchen der Truppe, sei es die Marine oder Luftwaffe, in Eckernförde oder Vilnius, setzt der Verteidigungsminister allerhand Reformen ins Werk (beim Beschaffungswesen oder Ressort-Aufbau) und stößt Debatten (zur Wiederkehr der Wehrpflicht oder den Verteidigungsausgaben) rund ums Riesenunternehmen Bundeswehr an.
Kurz durchatmen.
Der scheinbar atemlose Eifer von Pistorius, der ja auch noch zu Besuch in Kiew war und soeben eine Rettungsmission im Sudan mitorganisiert hat, kommt jedenfalls gut an. Bei praktisch allen großen Umfrageinstituten legte Pistorius einen Senkrechtstart hin. Binnen kürzester Zeit stieg er zum Lieblingsminister der Deutschen auf, was einerseits kaum ein Wunder ist (wie Sie hier lesen können), andererseits mit Risiken verbunden (über die Sie hier mehr erfahren) ist.
Und als ob das nicht genug wäre: Nach 100 Tagen im Amt zeigt sich sogar die Opposition zufrieden. "Wir unterstützen seine Vorgehensweise", sagt der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter. Pistorius "macht das erstaunlich pragmatisch". Was Pistorius in seiner kurzen Amtszeit unter anderem gemacht hat, sehen Sie in unserer Bildergalerie.