Brandenburg Schönbohm-Vertrauter wird CDU-Chef

Die Brandenburger CDU hat in einer Kampfabstimmung mit hauchdünner Mehrheit Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns zum neuen Landesvorsitzenden gewählt. Damit setzte sich nach einem innerparteilichen Machtkampf der Wunschkandidat von Jörg Schönbohm durch.

Die brandenburgische CDU hat Landeswirtschaftsminister Ulrich Junghanns zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt. Der 50-Jährige setzte sich in einer Kampfabstimmung am Samstag in Frankfurt/Oder knapp mit 112 zu 110 Delegiertenstimmen (50,2 Prozent) gegen den früheren Partei-Generalsekretär Sven Petke durch. Er wurde später mit 58 Prozent zu einem von vier Stellvertretern bestimmt.

Die Wahl von Junghanns soll einen monatelangen innerparteilichen Machtkampf um die Nachfolge des langjährigen Parteivorsitzenden Jörg Schönbohm beenden. Petke war im September vergangenen Jahres als Generalsekretär über eine Bespitzelungsaffäre gestürzt. Der 39-Jährige stand im Verdacht, ohne Einwilligung von Absendern und Empfängern den E-Mail-Verkehr der brandenburgischen CDU-Führungsspitze ausgespäht zu haben. Die strafrechtlichen Ermittlungen sind Schönbohm zufolge eingestellt.

Junghanns leitete als stellvertretender Landesvorsitzender die Untersuchungen in der Affäre. Der letzte Vorsitzende der DDR-Bauernpartei kündigte an, die CDU als neuer Vorsitzender zu einer Partei zu machen, gegen die auch langfristig keine Regierung gebildet werden könne. "Nicht wir sind angewiesen auf die SPD, sondern die SPD auf uns", sagte Junghanns. SPD und CDU regieren in Brandenburg gemeinsam.

Die Landespartei gilt als tief zerstritten. Der Abschied des brandenburgischen Innenministers Schönbohm nach fast acht Jahren vom Parteivorsitz war vom Streit um seinen Nachfolger überschattet worden. Schönbohm selbst sprach vor dem Parteitag von "Schweinereien". Es gab anonyme Anzeigen und zahlreiche Intrigen-Vorwürfe.

Schönbohm rief die rund 220 Delegierten auf, die Machtkämpfe der vergangen Monate zu beenden. "Das Gift des Misstrauens ist das schwierigste überhaupt. Machen wir Schluss damit." Zur Wahl des Landesvorstandes mussten die Delegierten - anders als bei Parteitagen normalerweise üblich - Wahlkabinen benutzen.

Junghanns konnte nach seiner Wahl allerdings seinen Kandidaten für das Amt des Generalsekretärs nicht durchsetzten. Gegen den Landtagsabgeordneten Dierk Homeyer stimmten 118 Delegierte, 96 für ihn. Nach der Verkündung des Ergebnisses applaudierten und johlten Dutzende Anwesende. Junghanns sprach daraufhin ein Parteimitglied vom Rednerpult direkt an: "Ich sehe in ihren Augen den Hass, der diese Partei auseinander treibt." Dafür entschuldigte er sich wenig später.

Der Landesvorstand soll nun nach dem Parteitag einen Generalsekretär bestimmen, der diesen Posten bis zum nächsten Parteitag vorübergehend ausüben soll.

Reuters
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