Regierungssprecher Bundesregierung findet Lösung im Haushaltsstreit

Robert Habeck, Olaf Scholz und Christian Lindner sitzen nebeneinander
Robert Habeck, Olaf Scholz und Christian Lindner (v.l.n.r.) sind sich wegen des Bundeshaushalts 2025 endlich einig
© Michael Kappeler / DPA
Der Streit um den Bundeshaushalt ist beigelegt. Das teilt der Regierungssprecher mit.

Die Spitzen der Ampel-Koalition haben erneut einen Kompromiss zum Bundeshaushalt für das kommende Jahr gefunden. Das teilte ein Regierungssprecher mit. "Die Vor­­gaben der Schuldenbremse des Grundgesetzes werden weiterhin eingehalten, eine Umgehung findet nicht statt." Die Einigung sieht im Kern Umschichtungen von Geldern für die bundeseigene Deutsche Bahn vor. 

Nach Angaben der Bundesregierung wird dadurch die sogenannte globale Minderausgabe um 4,5 Milliarden Euro auf dann noch 12 Milliarden Euro verringert. Das ist faktisch eine Lücke im Haushalt. Die Regierung geht davon aus, dass sich diese durch die wirtschaftliche Entwicklung noch verringern wird. Dem Parlament steht nun aber eine vergleichsweise große Aufgabe bevor in den Beratungen zum Haushalt, weil die globale Minderausgabe deutlich größer ist als üblich.

Neue Verhandlungen über Bundeshaushalt

Anfang Juli hatten Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) bereits einmal eine Einigung über den Etat für 2025 verkündet. Wochenlang hatten sie zuvor darum gerungen, eine Lücke von mindestens 30 Milliarden Euro zu stopfen. Dann sollte das ohne allzu harte Sparmaßnahmen gelungen sein. 

Die Bundesregierung hatte in ihrem im Juli vorgestellten Entwurf mit einer sogenannten Minderausgabe von 17 Milliarden Euro geplant. Dabei geht die Bundesregierung davon aus, dass die Ministerien ohnehin nicht das gesamte Geld in dem Jahr ausgeben werden - zum Beispiel, weil sich Projekte verzögern. Das Vorgehen ist durchaus üblich, die Summe aber sehr hoch. 

Deswegen sollte diese Lücke geschlossen werden, und zwar um eigentlich rund acht Milliarden Euro. Dazu gab es Prüfaufträge, ob die Bahn und die Autobahngesellschaft kreditfinanzierte Darlehen statt direkte Zuschüsse aus dem Haushalt bekommen sollen. Daneben ging es um Gelder bei der staatlichen Förderbank KfW

Bundesregierung bestellt Gutachten

Lindner hatte bereits nach der Einigung deutlich gemacht, es gebe rechtliche und wirtschaftliche Bedenken, ob alle für eine Lösung ins Auge gefassten Vorhaben auch umsetzbar seien.

Nachdem zwei Gutachten die Zweifel in Teilen bestätigt hatten, verwarfen die Koalitionäre die Idee, 4,9 Milliarden Euro der KfW statt für die Gaspreisbremse im Haushalt zu anderen Zwecken einzusetzen.

Umstritten war auch, ob Bahn und Autobahngesellschaft unterstützt werden können, ohne dass dies auf die Schuldenbremse angerechnet werden muss. Hier waren Lindner und Scholz unterschiedlicher Meinung - deswegen kam es nun zu Nachverhandlungen.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Mehr Eigenkapital für die Bahn

Konkret ist laut Regierung geplant, dass die Infrastruktursparte der Deutschen Bahn AG zusätzliches Eigenkapital im Umfang von 4,5 Milliarden Euro bekommt - das soll die im bisherigen Entwurf des Bundes­haus­­halts 2025 vorgesehenen Zuschüsse ersetzen. Außerdem soll die Bahn ein Darlehen des Bundes in Höhe von drei Milliarden Euro bekommen. Die Schuldenbremse bleibe davon unberührt.

Bisher ist 2025 eine Eigenkapitalerhöhung von rund 5,9 Milliarden Euro vorgesehen, damit soll die Bahn Investitionen zur Sanierung des maroden Schienennetzes vornehmen.

Union übt Kritik

Der neue Entwurf für den Bundeshaushalt 2025 stößt bei CDU/CSU auf deutliche Kritik. Die Regierung habe monatelang "einen Eiertanz" um den Etat aufgeführt, "um dann in einem zweiten Anlauf etwas zu präsentieren, das weiterhin verfassungsrechtlich höchst zweifelhaft ist", sagte der haushaltspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Christian Haase (CDU), am Freitag der Nachrichtenagentur AFP.

"Mit diesem Haushalt schaffen wir nicht den von Bürgern und Unternehmen ersehnten notwendigen 'Turnaround'", zeigte sich Haase überzeugt. "Deutschlands Zustand ist der eines kranken Patienten, dem leider die richtige Medizin fehlt." Haase urteilte, die Regierung habe "ein unwürdiges Schauspiel abgeliefert". Es fehle ihr "offensichtlich die Kraft für einen soliden Haushalt".

Hinweis: Dieser Artikel wurde mehrfach aktualisiert.

DPA · AFP
tkr