Die FDP hat den Weg für Horst Köhler als Kandidaten von CDU, CSU und FDP für das Amt des Bundespräsidenten frei gemacht. Präsidium und Fraktion der FDP stimmten am Donnerstag einmütig dem Vorschlag der Union zu, den Geschäftsführenden Direktor des Internationalen Währungsfonds zu nominieren. In der FDP-Fraktion gab es eine Enthaltung. Das CDU-Präsidium hatte sich in der Nacht auf den 61 Jahre alten Köhler verständigt. Auch die Unionsfraktion nahm die Nominierung mit zustimmendem Beifall zur Kenntnis. Es gab nur vereinzelte Kritik am Verfahren der Kandidatensuche.
FDP-Fraktionschef Wolfgang Gerhardt sagte nach der Sitzung der FDP-Abgeordneten, auch er hätte das Amt gerne übernommen. Er wolle aber einer gemeinsamen Lösung nicht im Wege stehen. Gerhardt war von der eigenen Partei als Kandidat ins Gespräch gebracht worden.
Kritik an Merkel zurückgewiesen
Der saarländische Ministerpräsident Peter Müller (CDU) ließ Kritik an CDU-Chefin Angela Merkel wegen des verwirrenden Verfahrens der Kandidatensuche in der Union nicht gelten. Die Bestimmung des Kandidaten nach der Hamburg-Wahl habe sich ergeben, "mit Blick auf dasjenige, was die Liberalen uns vorgegeben haben". Unions-Fraktionsvize Arnold Vaatz (CDU) äußerte dagegen Kritik an der FDP.
Als mögliche Kandidaten im Gespräch waren zuletzt noch vier Namen: die baden-württembergische Kultusministerin Annette Schavan, der Verfassungsrechtler Paul Kirchhof, Siemens-Chef Heinrich von Pierer sowie Köhler. Der IWF-Direktor ist CDU-Mitglied und war Staatssekretär der Regierung Kohl. Er wurde im Jahr 2000 von Bundeskanzler Gerhard Schröder für die Spitze des Internationalen Währungsfonds nominiert.
FDP wollte Schäuble nicht
Die Parteivorsitzenden Angela Merkel (CDU), Edmund Stoiber (CSU) und Guido Westerwelle (FDP) hatten bereits in der Nacht zum Mittwoch und am Mittwochmorgen stundenlang miteinander verhandelt. Ergebnis war jedoch nur, dass der Wunschkandidat der Union, Fraktionsvize Wolfgang Schäuble, für die FDP nicht akzeptabel ist, wie Merkel und Stoiber anschließend mitteilten. Am Donnerstagabend starteten die Präsidien von CDU, CSU und FDP in separaten Beratungen mit telefonischen Schaltkonferenzen einen neuen Einigungsversuch.

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Auch Rot-Grün hat sich auf eine gemeinsame Kandidatin geeinigt. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) sagte am Donnerstag in Berlin, nach Abstimmung mit dem Grünen Koalitionspartner werde die Präsidentin der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder, Gesine Schwan, für das höchste Staatsamt nominiert.
Schröder wollte sich auf Nachfrage nicht zur Eignung Köhlers äußern. Es sei aber zu früh, bereits jetzt über einen Nachfolger Köhlers an der Spitze des Internationalen Währungsfonds (IWF) nachzudenken.