Nach dem Fund von Wehrmachtsandenken als Raumschmuck in Bundeswehrkasernen hat der Generalinspekteur der Bundeswehr, Volker Wieker, laut einem Bericht der "Welt am Sonntag" die Durchsuchung sämtlicher Kasernen und Bundeswehrgebäude angeordnet. Wieker habe die Inspekteure und Präsidenten der gesamten Bundeswehr am Freitag angewiesen, die Einhaltung der Regeln zum Traditionsverständnis in Bezug auf Nationalsozialismus und Wehrmacht zu untersuchen, berichtet die Zeitung.
Die Überprüfung erstrecke sich auf alle dienstlichen Liegenschaften, heißt es dem Bericht zufolge in einer Anweisung. Bis Dienstag solle ein Zwischenbericht abgeliefert werden, bis zum 16. Mai müsse die Überprüfung der Bundeswehrgebäude abgeschlossen sein.
Wehrmachts-Devotionalien im Freizeitraum
Das Bundesverteidigungsministerium hatte am Samstag den Fund von Wehrmachtsdevotionalien in einer Kaserne in Donaueschingen bestätigt. Zuvor waren bereits in der Kaserne im elsässischen Illkirch, wo der rechtsextreme Offizier Franco A. stationiert war, zahlreiche Wehrmachts-Devotionalien in einem Freizeitraum entdeckt worden.
In der Kaserne in Illkirch sollen zudem Bundeswehrsoldaten im November 2012 ein vier Meter großes Hakenkreuz auf den Boden gestreut haben, wie die "Bild"-Zeitung am Samstag berichtete.
Von der Leyen revidiert Kritik
Nach der Bekundung ihres Bedauerns hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) ihre Kritik an der Bundeswehr auch inhaltlich teilweise revidiert. "Jeden Tag werden in der Bundeswehr Regelverstöße korrekt geahndet, die innere Führung greift", sagte sie der "Bild am Sonntag".
Vor einer Woche hatte sie im Zusammenhang mit dem terrorverdächtigen rechtsextremen Offizier Franco A. gesagt: "Die Bundeswehr hat ein Haltungsproblem und sie hat offensichtlich eine Führungsschwäche auf verschiedenen Ebenen." Nach heftiger Kritik an ihrer Äußerung hatte von der Leyen bedauert, ihre Vorwürfe nicht in die Gesamtleistung der Bundeswehr eingeordnet zu haben - hatte aber nichts zurückgenommen.
Für die bevorstehende Durchsuchung aller Bundeswehrgebäude warb von der Leyen nun um die Unterstützung der Truppe. "Der jetzt begonnene Aufarbeitungsprozess erfordert Courage und langen Atem. Wir sollten jetzt gemeinsam, vom General bis zum Rekruten, diesen Prozess mit aller Kraft unterstützen. Es geht um nicht weniger als den Ruf unserer Bundeswehr."
