Kein nostalgischer Blick zurück: Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel hat kein Interesse daran, zur Ehrenvorsitzenden der CDU ernannt zu werden. Das sagte der scheidende Parteichef Armin Laschet bei RTL/n-tv. Merkel sei zu der Entscheidung gekommen, dass ein solches Amt nicht mehr in die Zeit passe, so Laschet. Ohnehin scheint Merkels Interesse am Neubeginn ihrer Partei begrenzt zu sein. Dem Parteitag bleibt sie fern, eine Einladung zum Abendessen mit dem neu gewählten Vorsitzenden Merz schlug sie aus, wie der "Spiegel" berichtet.
Merkel habe wie die frühere Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer abgesagt, berichtete das Magazin. Merz hatte demnach nach Angaben aus Unionskreisen alle lebenden ehemaligen CDU-Vorsitzenden eingeladen. Zugesagt hätten Laschet und Wolfgang Schäuble. Begründet wurde die Absage Merkels laut Auskunft aus ihrem Büro mit "terminlichen Gründen". Bei Kramp-Karrenbauer, die Merz bei einer früheren Vorsitzendenwahl besiegt hatte, seien private Angelegenheiten als Grund genannt worden.
Angela Merkel: Kein Interesse an Versöhnungsgeste
Merz habe mit der Einladung auch ein Zeichen der Versöhnung mit Merkel setzen wollen, berichtete der "Spiegel" weiter. Das Verhältnis beider gilt seit Jahren als zerrüttet. Merkel hatte Merz nach der Niederlage der Union bei der Bundestagswahl 2002 aus dem Amt des Fraktionsvorsitzenden gedrängt. 2009 zog sich Merz dann für mehrere Jahre aus der Politik zurück und arbeitete in der Wirtschaft. Nach Ausscheiden Merkels und der historischen Wahlniederlage der CDU feiert der 66-Jährige nun aller Voraussicht nach sein politisches Comeback.
Dass Merkel auch von ihrer Partei nicht nachhaltig geehrt werden will, findet Noch-Vorsitzender Laschet nicht ungewöhnlich. "Das ist eine Tradition von früher, die es jetzt auf der Bundesebene nicht gibt", so Laschet bei RTL. Der letzte Ehrenvorsitzende sei Helmut Kohl gewesen, "der dann vom Ehrenvorsitz zurückgetreten ist". Kohl hatte seinen Ehrenvorsitz Anfang 2000 abgegeben, nachdem sich die damalige Parteispitze um CDU-Chef Wolfgang Schäuble vor dem Hintergrund der CDU-Spendenaffäre von ihm distanziert hatte. CDU-Generalsekretärin damals: Angela Merkel.