Der Leipziger Schriftsteller Clemens Meyer würde die Deutschen gerne auf innerdeutsche Reisen schicken. "Eine Ruhrpott-Tour würde so manchem Ossi die Augen öffnen", sagte er in einem Interview mit dem stern.
Den Erfolg der AfD bei den zurückliegenden Landtagswahlen erklärt Meyer nicht allein mit Frust in wirtschaftlich schwachen Regionen, zudem wüssten viele Ostdeutsche nicht, dass es auch in Westdeutschland Arbeitslosigkeit und darbende Regionen gebe. Viele Ossis hätten die alten Klischees vom Besserwessi im Kopf, der im ewigen Wohlstand lebe. Meyer selbst ist viel auf Lesereisen im ganzen Land unterwegs. "Vor kurzem bin ich mit dem Auto durch den ganzen Ruhrpott: Bochum, Recklinghausen – Mann, Mann, Mann, was ist denn hier los? Zechen kaputt, überall Ruinen."
Westdeutsche sollten häufiger den Osten besuchen
Auch die Westdeutschen fordert Meyer auf, häufiger in den Osten zu reisen: "Kommt alle bitte schnell hierher!" Die Menschen bräuchten Auftrieb und es warteten auch großartige Städte auf die Besucher, "Eisenhüttenstadt zum Beispiel, ein architektonisches Wunderwerk der 50er Jahre". Mit Blick auf die Ergebnisse bei den Wahlen in Sachsen und Brandenburg sagte Meyer: "Lasst die Leute nicht mit dem einen lauten Viertel der Bevölkerung alleine. Macht die Dreiviertel stark."
Der gebürtige Sachse Meyer schreibt in seinen Kurzgeschichten und Romanen schonungslos über die Nachwendezeit. Er ist unter anderem Autor des Bestsellers "Als wir träumten" (2006), in dem fünf Jugendliche durch Leipzig marodieren, verwirrt von der neuen Freiheit und verprügelt von Neonazis. Zuletzt erschien von ihm 2017 der Kurzgeschichten-Band "Die stillen Trabanten".
Das komplette Interview mit Clemens Meyer lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des stern.