Der neue Bundespräsident Das sind Gaucks engste Berater

Die engsten Mitarbeiter von Bundespräsident Joachim Gauck stehen fest: Neuer Staatssekretär wird sein langjähriger Weggefährte David Gill. Auch Sprecher und Referent sind alte Bekannte. Und alle drei sind dem roten oder grünen Lager.

Der neue Bundespräsident Joachim Gauck hat erste Weichen für sein Amt gestellt: Er ernannte seinen engen Weggefährten, den Theologen und Juristen David Gill, zum Staatssekretär. Auch zwei weitere künftige Berater kennt Gauck schon länger: seinen persönlichen Referenten Johannes Sturm und seinen Sprecher Andreas Schulze. Außerdem gemeinsam haben die drei, dass sie aus dem rot-grünen Parteienspektrum kommen. stern.de stellt die drei engsten Berater des Bundespräsidenten vor.

Staatssekretär David Gill, 45

Ja, er sei SPD-Mitglied. Aber: "Ich definiere mich nicht über meine Parteimitgliedschaft." Der bisherige Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche sucht auch den Kontakt zu den anderen Konfessionen. Mit dem Vertreter der katholischen Kirche in Berlin, Prälat Karl Jüsten, verstehe er sich sehr gut.

Er habe "großen Respekt" vor dem neuen Amt des Staatssekretärs, bekennt Gill. Seine Vorgänger hatten in der Position an der Spitze des Präsidialamtes nicht immer den besten Eindruck hinterlassen. Aber, sagt sich der 45-jährige Gill: Ich will, ich kann, ich trau mir das zu. Das Amt mit rund 150 Mitarbeitern müsse parteienübergreifend geführt werden.

Gill war von 1991 bis 1992 Pressesprecher der Stasi-Unterlagen-Behörde, als Gauck Chef der Einrichtung war. Die beiden Ostdeutschen mit evangelischem Hintergrund lernten sich bei der Auflösung der Stasi und der Arbeit in der letzten DDR-Volkskammer näher kennen. Mit Gauck verbinde ihn über die Jahre Freundschaft und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit, sagt Gill.

Gauck sei politischer Ziehvater und Ratsuchender zugleich gewesen. Schon 2010, als Gauck sich das erste Mal um das Bundespräsidentenamt bewarb, war der agile Volljurist Gill an seiner Seite. Gill war auch als Chef der Stasi-Unterlagen-Behörde im Gespräch, als die Amtszeit von Marianne Birthler ablief.

Persönlicher Referent Johannes Sturm, 31

Auch Johannes Sturm betreute Gauck bereits bei dessen erster Präsidentschaftskandidatur - als Pressemann. Verwurzelt ist der 31-jährige Münsteraner in der SPD. Zehn Jahre lang war er in der Parteizentrale mit Presseaufgaben betraut und von dort auch ins Wahlkampfteam Gaucks "ausgeliehen".

Sturm diente unter dem früheren SPD-Chef Kurt Beck und unterstützte nach Becks Sturz den sozialdemokratischen Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier im Wahlkampf 2009. Zuletzt arbeitete er in der rheinland-pfälzischen Landesvertretung in Berlin. Sturm gilt als sehr verschwiegen.

Sprecher Andreas Schulze, 48

Der geschiedene Vater dreier Töchter ist fest im Grünen-Milieu verankert: Vorstandssprecher bei den Berliner Grünen, Referatsleiter und Sprecher im Verbraucherministerium bei Renate Künast, Sprecher der Stasi-Unterlagen-Behörde unter Marianne Birthler, Wahlkampfmanager.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

Das Wichtigste aus der Bundespolitik auf einen Blick

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Andreas Schulze, in Ost-Berlin geboren, ist Gründungsmitglied der Ost-Grünen. In der DDR engagierte er sich in Umweltinitiativen. Er flog von der Schule, weil er offen den Wehrdienst ablehnte. Wegen versuchter Republikflucht bekam der 16-Jährige eine Bewährungsstrafe. Eine Lehre bei der Bahn wurde ihm zugewiesen. Danach schlug er sich als Heizer durch. Die Kirche sei ein Schutzraum gewesen, sagt er.

In der Wendezeit sei Gauck aus Rostock eine "Respektsperson" für ihn gewesen, sagt der bekennende Punk-Fan und Anhänger des Fußball-Zweitligisten Union Berlin, dem er seit DDR-Zeiten die Treue hält. Schon bei Gaucks erster Präsidentschaftskandidatur 2010 koordinierte Schulze die Termine. Schulze soll aber möglicherweise nur vorübergehend Sprecher bleiben.

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fro/DPA