Deutschland/Polen Erfolgreiche Anabolika-Razzia

Mit einer Großrazzia ist die Polizei in mehreren Bundesländern und Polen gegen den illegalen Handel mit Anabolika in der Bodybuilderszene vorgegangen. Einer der führenden Köpfe einer Bande konnte festgenommen werden.

Mit einer koordinierten Razzia in Deutschland und Polen haben Sicherheitsbehörden beider Länder ein Netzwerk des illegalen Handels mit Anabolika zerschlagen. Mit Hilfe der Elite-Einheit GSG 9 hätten 240 Beamte an 52 Orten in Berlin, Brandenburg, Niedersachsen und im Nachbarland Polen vor allem Wohnungen, aber auch Fitnessstudios durchsucht, sagte Uwe Schmidt vom Berliner Landeskriminalamt (LKA). Zehn teils als gefährlich eingestufte Personen seien festgenommen worden, eine davon nahe Danzig. Strukturen von organisierter Kriminalität lägen vor. Eine Verbindung zum Sport sei nicht erkennbar.

Die Festgenommenen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren sind laut Schmidt Deutsche, ein Brite sowie Personen mit türkischem und kroatischem Hintergrund. Die Ermittlungen wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung und Handel mit illegalen Arzneimitteln gehen nach Angaben der Staatsanwaltschaft weiter. Gegen acht der Festgenommenen, darunter eine Frau, lagen den Angaben zufolge Haftbefehle vor. Über zwei weitere Festgenommene werde noch entschieden.

Sichergestellt wurden "ein sechsstelliger Euro-Betrag", ein Motorrad, eine scharfe Waffe sowie fünf Autos. Unter den Autos sei in einer Tiefgarage auch ein Fünfer BMW gewesen, der als Bunker für heiße Wahre gedient habe. Der Gewinn der Bande habe im Verkauf von Muskelaufbaupräparaten gelegen, die zu einem Zehntel des Verkaufspreises aus Thailand eingeschmuggelt wurden. Auch Exporte in andere europäische Länder habe es gegeben.

Kopf der Bande

Der bei Danzig festgenommene Boris K. wird laut Schmidt zu den Führungsköpfen der Bande gezählt. Der 30-Jährige verstecke sich seit 2004 in Polen. Auch selbst hergestellte Anabolika-Präparate seien bei ihm sichergestellt worden sowie 10.000 Euro in bar, zehn Handies, drei Laptops und ein PC. Schmidt sprach vom schwersten Schlag gegen die Szene in Berlin-Brandenburg mindestens in den vergangenen 15 Jahren. Er schloss nicht aus, dass es weitere solcher Netzwerke etwa in Süddeutschland gebe.

Erst am Vortag hatten das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) vor dem Internethandel mit Muskelaufbaupräparaten gewarnt. Einige dieser Präparate enthielten Anabolika, die aber nicht als Inhaltsstoffe angegeben seien. Als Anabolika gelten den Angaben zufolge das männliche Sexualhormon Testosteron oder vergleichbar wirkende Substanzen. Anabolika sind auch die Substanzen, die am häufigsten zu Dopingzwecken verwendet werden. Einer Zunahme der Muskelmasse stehen unterschiedliche, zum Teil schwerwiegende Nebenwirkungen der Anabolika gegenüber.