Deutschland stern: SPD-Politiker Maas und Gabriel wollen mehr Herz in der Politik

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Hamburg - Der saarländische SPD-Vorsitzende und Spitzenkandidat Heiko Maas hat seiner Partei "ein großes Defizit im Grundsätzlichen" vorgeworfen und die Haltung von Parteichef und Bundeskanzler Gerhard Schröder mit scharfen Worten attackiert. Er sei zwar nicht gegen alles, was die Bundesregierung im Zuge ihrer Reformpolitik mache, sagte Maas in der am Donnerstag erscheinenden Ausgabe des Hamburger Magazins stern, "ich kann es aber nicht mehr hören, dass es dazu keine Alternative gibt. Wissen Sie, wie die Franzosen das nennen? Penser unique, für die sind das Dumpfbackenparolen." Maas plädierte für "mehr soziale Ausgewogenheit". Wörtlich sagte er: "Wir dürfen die auf der Sonnenseite nicht ungeschoren lassen. Es müssen alle beteiligt werden an diesen Reformen. Das halte ich für Sozialdemokraten für elementar." Im Einzelnen sprach sich Maas dafür aus, die private Vermögensteuer wieder einzuführen. Zudem sei es "nicht nötig, den Spitzensteuersatz jetzt weiter zu senken". Auch der frühere niedersächsische Ministerpräsident Sigmar Gabriel sagte dem stern, er "hätte sich eine SPD gewünscht, die so mutig wäre zu sagen: Wir versuchen das mit der Vermögensteuer." Gabriel, der heute die SPD-Fraktion im niedersächsischen Landtag führt, warf seiner Partei neben der fehlenden sozialen Balance auch mangelnde Emotionalität vor. "Wir dürfen nicht als die besten Techniker der Macht daherkommen. Die Leute verzeihen uns manchen technischen Fehler. Sie verzeihen der SPD aber nicht Herzlosigkeit gegenüber denen, die es schwer haben in der Gesellschaft", so Gabriel wörtlich im stern. Dies erkläre, warum Ex-Parteichef Oskar Lafontaine auch innerhalb der SPD ein Thema sei – "weil er in eine Lücke stößt, die bei uns eine Menge Leute spüren".

Maas wandte sich auch gegen den Vorstoß von SPD-Generalsekretär Olaf Scholz, Verteilungsgerechtigkeit durch Chancengerechtigkeit zu ersetzen: "Das halte ich für Blödsinn." Zugleich warnte er die Genossen davor, Scholz bei der Wiederwahl auf dem bevorstehenden Parteitag durchfallen zu lassen. "Er hat einfach einen Scheißjob. Er würde dann abgestraft für einen anderen, bei dem man sich nicht richtig traut, ihm eine auf die Nuss zu geben", sagte Maas in Anspielung auf Gerhard Schröder.