Entführte Deutsche Steinmeier spricht von "ernster Lage"

Die Kidnapper der beiden entführten Ingenieure sollen der Regierung ein Ultimatum gestellt haben - und das endete Mittwoch. Außenminister Steinmeier ist tief besorgt.

Nach einem Ultimatum mit Morddrohung wächst die Sorge um das Leben der beiden im Irak verschleppten deutschen Ingenieure. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte nach einer Kabinettssitzung am Mittwoch in Berlin: "Die Lage entwickelt sich auch nach unserer Beurteilung ernst." Das am Dienstagabend vom arabischen Sender al Dschasira ausgestrahlte Video mit dem Ultimatum sei "Zeugnis einer menschenverachtenden Tat", sagte Steinmeier. "Wir alle sind natürlich berührt und schockiert von den Bildern."

In der Aufnahme hatten die Geiselnehmer eine 72-stündige Frist zur Erfüllung ihrer Forderungen gestellt und mit der Ermordung der beiden Deutschen gedroht. Zur Frage, wann die Frist ende, wollte sich Steinmeier nicht deutlich äußern. Das Band ist auf den 29. Januar datiert, so dass das Ultimatum bereits am Mittwoch auslaufen könnte. "Natürlich tun wir das, was möglich und notwendig ist, um sie bald wieder in Freiheit zu wissen", sagte Steinmeier. Am Morgen hatte der Krisenstab im Auswärtigen Amt getagt. Die Experten werteten die Videobilder sorgfältig aus. Weitere Angaben zum Vorgehen der Bundesregierung lehnte Steinmeier ab.

In dem Video heißt es laut al Dschasira, die Geiseln würden nach Ablauf der Frist getötet, sollte die deutsche Botschaft in Bagdad nicht geschlossen werden und sollten nicht alle deutschen Firmen den Irak verlassen. Zudem verlangen die Kidnapper dem arabischen Sender zufolge, dem das Videoband zugestellt worden war, ein Ende der Zusammenarbeit zwischen der Bundesregierung und der irakischen Übergangsregierung.

Fast die gleichen Forderungen wie die Entführer der Leipziger Ingenieure René Bräunlich und Thomas Nitzschke hatten die Kidnapper der im Dezember nach drei Wochen freigelassenen deutschen Geisel Susanne Osthoff gestellt. Auch die Frist bis zum Ablauf des Ultimatums - drei Tage - ist genauso lang wie damals im Fall der entführten Archäologin.

Die Osthoff-Entführer ließen das bereits in der ersten Woche nach der Verschleppung gestellte Ultimatum aber verstreichen, ohne dass eine Verlängerung oder neue Forderungen bekannt geworden wären.

Der Vizedirektor des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg, Hans-Joachim Gießmann, sagte dem Sender N-tv, an der Drohung und dem Aussehen des Videos gemessen müsse "mit dem Schlimmsten gerechnet werden".

Bei der Firma und den Freunden der Leipziger Techniker löste das Ultimatum Entsetzen aus. Die Prokuristin von Cryotec, Karin Berndt, sagte, "der Schock müsse erstmal zurückstehen". Das Unternehmen versuche alles zu organisieren, was den beiden Mitarbeitern helfen könne. Die Ingenieure waren am Dienstag vor einer Woche in der nordirakischen Stadt Badschi verschleppt worden. Im Auftrag der sächsischen Firma Cryotec sollten sie dort die Aufstellung einer Stickstoffanlage begleiten.

DPA · Reuters
DPA/Reuters