Evelin Schönhut-Keil Polemische Parteichefin

Sie gehört zu den Grünen der ersten Stunde. Nach jahrelanger Basisarbeit avancierte die passionierte Debatten-Rednerin im Mai 2001 zur Landesvorsitzenden.

Hessens Spitzen-Grüne Evelin Schönhut-Keil musste auf ihre Chance warten: Zwar gehört die gelernte Verwaltungsbeamtin der Partei seit den Anfängen an, doch blieb sie lange im Hintergrund. Während die hessischen Grünen in rascher Folge ihre Frontleute verschlissen, Regierungsmacht eroberten und wieder verloren, spezialisierte sich Schönhut-Keil im Landtag auf soziale Themen und profilierte sich als Debatten-Rednerin. Mitten in einer neuen Führungskrise übernahm sie im Mai 2001 den Landesvorsitz, und seit dem verbitterten Rückzug ihres Ko-Sprechers Hubert Kleinert im August ist die 42-Jährige sogar alleinige Parteichefin.

Zuverlässige Stütze der Bundesregierung

Seitdem hat sie ihre Partei in der Öffentlichkeit solide vertreten. Am Landtagspult und in Fernseh-Diskussionen zeigt sie keine Schwächen, parlamentarischer Wettstreit bereitet ihr sichtlich Spaß. Allerdings musste die Landesvorsitzende auch eine Panne verantworten: Bei der Aufstellung der Kandidatenliste Ende August 2002 war es zu Manipulationsversuchen gekommen. Erst nach öffentlicher Kritik entschlossen sich die Grünen zur Wiederholung.

Politisch vertritt Schönhut-Keil eine pragmatische Linie. "Ich habe die Grünen nie nur als Protestpartei verstanden", schreibt sie auf ihrer Internet-Seite. Politik erfordere Mehrheiten: "Ich will etwas durchsetzen und etwas verändern." Dazu zählt auch Loyalität gegenüber den Berliner Bundesparteifreunden. Die hessischen Grünen haben sich stets als zuverlässige Stütze der Bundesregierung und vor allem von Außenminister Joschka Fischer gezeigt und alle Koalitionskompromisse verteidigt.

Schönhut-Keils Bereitschaft zu strategischer Umgänglichkeit endet allerdings bei dem auf absehbare Zeit wichtigsten landespolitischen Thema: "Mit den Grünen in der Regierung wird es keine neue Landebahn geben", erklärt die Landesvorsitzende zur Frage eines Ausbaus des Frankfurter Flughafens - wohl wissend, dass die SPD als einzig möglicher Koalitionspartner die neue Piste prinzipiell befürwortet. Ohnehin spart die Grünen-Chefin die Sozialdemokraten nicht aus, wenn sie ihr polemisches Talent spielen lässt. So nannte sie die SPD einmal "machtbesoffen" und verglich sie mit einer "Bohrinsel, gegen deren Versenkung nicht einmal Greenpeace protestieren würde".

DPA