Er war einer der umstrittensten Politiker seiner Zeit und hat sein Leben lang polarisiert. 27 Jahre nach dem Tod von Franz Josef Strauß hat jetzt der "Spiegel" weitere unrühmliche Informationen über den ehemaligen Verteidigungs- und Finanzminister zutage gefördert. Demnach soll sich Strauß mithilfe einer Briefkastenfirma jahrelang von zahlreichen Unternehmen schmieren lassen haben. Das berichtet das Magazin unter Berufung auf bislang unbekannte Akten des Eureco-Büros für Wirtschaftsberatung GmbH und Co. KG, das 1964 von Strauß, seiner Ehefrau Marianne und dem Rechtsanwalt Reinhold Kreile gegründet worden sein soll. Strauß-Biograf Peter Siebenmorgen sei zuvor bei Recherchen auf die Unterlagen gestoßen.
Die Liste der Geldgeber ist lang und namhaft. Sie reicht von BMW, Daimler-Benz und Bertelsmann bis hin zu Dornier, der Taurus-GmbH und Firmen aus dem Flick-Imperium. Allein zwischen 1964 und 1968 sollen sie Strauß um mehr als 490.000 Mark bereichert haben - und das, ohne wirkliche Gegenleistungen dafür erhalten zu haben. So seien die Verträge, die Eureco mit den Firmen abschloss, mehr als vage formuliert gewesen sein. Es ginge um volks- und betriebswirtschaftliche Beratungen aller Art.
Am Rande der Legalität
Dass sie sich mit ihrem Tun am Rande der Legalität bewegen, sei Strauß allem Anschein nach bewusst gewesen. So habe Anwalt Kreile in einem Schreiben an den Minister vorgeschlagen, dass man sich über die praktische Tätigkeit der Gesellschaft "am besten mündlich" verständige. Zu den Vorwürfen des "Spiegel" wollte Kreile keine Stellung beziehen und verwies auf seine anwaltliche Schweigepflicht. Er betonte jedoch, dass die Beratungsleistungen damals nie von den Finanzämtern beanstandet worden wären.
Franz Josef Strauß war Verteidigungs- und Finanzminister und zuletzt bayerischer Ministerpräsident. Von 1961 bis zu seinem Tod war er Vorsitzender der CSU. Wurde er von den einen verehrt, sahen andere in ihm eine Gefahr für den Frieden und den Rechtsstaat.