Der Castor-Transport nach Gorleben hat sich am Samstagvormittag der deutsch-französischen Grenze genähert. Nach Blockaden durch Atomkraftgegner kurz nach dem Start in Valognes am Freitagnachmittag sei der Zug auf die Strecke Amiens-Reims-Metz umgeleitet worden, teilte die französische Umweltschutzorganisation Sortir du nucléaire mit. Gegen Mittag sollte er die Grenze passieren.
Mehrere Verbände und Bürgerinitiativen haben für Samstag zu einer Großdemonstration in Dannenberg im Wendland aufgerufen. Es werden zehntausende Atomkraftgegner im Wendland erwartet. Die Polizei ist mit rund 17.000 Beamten im Einsatz.
Voraussichtlich am Sonntag soll der Transport in Dannenberg ankommen. Die elf Castor-Behälter enthalten insgesamt 154 Tonnen hochradioaktiven Müll aus deutschen Atomkraftwerken, die im französischen La Hague wiederaufarbeitet wurden. Nach der Ankunft im Verladebahnhof in Dannenberg sollen die Castor-Behälter auf Tieflader gehievt und das letzte Stück auf der Straße ins oberirdische Zwischenlager Gorleben gebracht werden. Dort wird der Atommüll am Montagmorgen erwartet.
SPD-Chef Sigmar Gabriel forderte Kanzlerin Angela Merkel auf, nach Gorleben zu fahren und sich gemeinsam mit den vier Vorsitzenden der Atomkonzerne der Diskussion mit den Demonstranten zu stellen. "Frau Merkel und ihre vier Freunde sind es, die einen gesellschaftlichen Großkonflikt wieder eröffnet haben, der durch den Atomausstieg längst befriedet war", sagte Gabriel der "Passauer Neuen Presse" (Samstagausgabe). Er kritisierte, dass geplante Endlager in Gorleben solle gegen alle Bedenken durchgedrückt werden, "weil sonst für die längeren Laufzeiten der Atomkraftwerke der Entsorgungsnachweis für den Atommüll fehlt. Wer diesen Wahnsinn verantwortet, der kann sich jetzt nicht hinter den Polizisten verstecken."