Spätestens bei der Bundestagswahl 2006 möchte er an der Seite der Union Rot-Grün ablösen. Seit langem schon versucht Westerwelle dafür, das Image des "Spaßpolitikers" abzustreifen, der in den "Big Brother"-Container steigt und mit dem "Guido-Mobil" durch die Lande fährt. Schon bei der Bundestagswahl 2002 hatte die FDP auf einen Wechsel gesetzt, aber mit ihrem "Kanzlerkandidaten" Westerwelle das Blatt nicht wenden können. Das schlechte Management der Affäre um Jürgen Möllemann und der von ihm ausgelösten Antisemitismus-Debatte wurde dem Parteichef ebenfalls angelastet. Er habe damals die schwerste Zeit seines Lebens erlebt, bekannte Westerwelle.
Gründer der "Julis"
Bis dahin kannte sein Karriereweg nur eine Richtung: aufwärts. Am 27. Dezember 1961 als Sohn eines Rechtsanwalts in Bad Honnef geboren, hat Westerwelle seine Karriere sowohl als Jurist als auch als FDP-Politiker gezielt gesteuert.
Nach dem Abitur und einem Wahldebakel der Liberalen trat der junge Mann 1980 in die Partei ein. Im gleichen Jahr gründete er die Jungen Liberalen ("Julis") als Konkurrenz zu den seiner Meinung nach zu weit links gerückten Jungdemokraten mit. Deren Chef war Westerwelle von 1983 bis 1988. Danach rückte er in den Bundesvorstand auf. 1991 ließ sich Westerwelle, der 1994 promovierte, als selbständiger Rechtsanwalt in Bonn nieder.
Geschickter Parteimanager
Eine weitere Stufe der Karriereleiter erklomm Westerwelle, als ihn die Delegierten des FDP-Sonderparteitags in Gera 1994 in das Amt des Generalsekretärs wählten. Sein Vorgänger Werner Hoyer hatte nach einer Serie von Wahlniederlagen das Handtuch geworfen. "General" blieb Westerwelle auch, als der Parteivorsitz von Klaus Kinkel auf Wolfgang Gerhardt überging.
In der Rolle des Parteimanagers entwickelte sich Westerwelle, der 1996 als Nachrücker in den Bundestag kam, zu einem der profilitiersten Politiker der Liberalen. Schließlich übernahm er auch die Führung der Partei. Schützenhilfe leistete damals Möllemann, der im stetigen Streit mit Gerhardt lag. Im Mai 2001 wählte der Parteitag in Düsseldorf Westerwelle mit fast 90 Prozent in das Spitzenamt. Seinen Führungsanspruch formulierte er mit den Worten: "Auf jedem Schiff, das dampft und segelt, ist einer, der die Sache regelt. Und das bin ich!"