Hamburg Rauchfreie Lustzonen

Auch rund um Reeperbahn, Michel und Hafenstraße wird es für Raucher künftig unbequemer. In Hamburg gilt ab Anfang 2008 ebenfalls ein Rauchverbot in Gaststätten. Die Reaktionen der Wirte sind höchst unterschiedlich: Die einen freuen sich auf frische Luft, die anderen planen eine Rebellion.

Von Unmut über Vorfreude bis Protest: In den Hamburger Kneipen, Bars und Restaurants blicken die Betreiber dem Rauchverbot ganz unterschiedlich entgegen. Während sich die einen freuen, von 1. Januar 2008 an bei saubererer Luft zu arbeiten, planen andere schon Aktionen, um das neue Gesetz zu kippen, oder gründen gar einen Verein, damit an ihrer Theke weiter gequalmt werden darf.

In der legendären Kneipe "Die Ritze" in St. Pauli ist der Unmut über das Rauchverbot groß. Am Eingang des Lokals, in dem von Udo Lindenberg bis Franz Beckenbauer schon zahlreiche Prominente verkehrten, prangt das Schild, auf dem steht: "Dies ist eine Raucherkneipe. Nichtraucher sind auch willkommen." Wirtin Heike sagt: "Das Rauchverbot ist, auf gut Deutsch gesagt, beschissen. Das ist eine Tresenkneipe, wir können hier keinen Raucherraum einrichten. Wir müssten unsere Gäste immer direkt abkassieren, da sie sonst vor die Tür zum Rauchen gehen und ohne zu bezahlen abhauen." Die Ritze-Betreiber hoffen aber das Gesetz noch kurzfristig kippen zu können. Wie viele andere Gastronomen in Hamburg haben sie auf einer Liste unterschrieben, um gegen das Gesetz Einspruch zu erheben.

"Ich kann meinen Laden dicht machen"

An der Unterschriftenaktion hat sich auch der Ex-Boxer und Kneipier Jürgen Blin beteiligt. In seiner Bierstube im Hamburger Hauptbahnhof hängen Fotos vom Kampf gegen Muhammad Ali, links am Eingang hängt ein schwarz-weißes Gemälde von Blin in Boxerpose. Doch Blin klingt eher entmutigt, wenn er auf das geplante Rauchverbot angesprochen wird: "Ich kann meinen Laden dichtmachen." Seine Gäste würden ausnahmslos qualmen, sagt der Boxtrainer, der vor 30 Jahren seine erste Imbissbude im Hauptbahnhof aufgemacht hat.

Mit Vorfreude blickt dagegen Steffen Hellmann, Geschäftsführer des Restaurants Nil am Hamburger Pferdemarkt dem Rauchverbot entgegen. "Die Lebensqualität der Mitarbeiter wird erhöht, wenn nicht mehr ständig die Augen tränen." Zudem würde der Genuss guten Essens durch Zigarettenrauch beeinträchtigt. Viele seiner Gäste würden bereits darauf warten, dass die Luft besser werde. "Und die anderen gewöhnen sich dran", sagt der Restaurant-Chef, der selbst Raucher ist. Schließlich herrsche in Flugzeugen bereits seit Jahren Rauchverbot, und die Leute würden noch immer wie verrückt fliegen.

Separater Raucherraum

Auf dem feudalen Süllberg in Blankenese sieht man dem Nichtraucherschutzgesetz ähnlich gelassen entgegen. "Wir werden auf jeden Fall einen separaten Raum für unsere rauchenden Gäste ermöglichen", sagte eine Mitarbeiterin des Sterne-Restaurants. Zudem könne ja auf der großen Terrasse, auf der rund 500 Gäste Platz finden, weiter geraucht werden.

Eine gänzlich anderen Weg hat Tine Wittler, Betreiberin der Kneipe Parallelwelt in Altona eingeschlagen. Wie zahlreiche andere Gastronomen in der Hansestadt wandelt die blonde Fernsehmoderatorin ihr Lokal in ein Raucher-Vereinsheim um. Vom 1. Januar an ist die Parallelwelt nur noch für Mitglieder zugänglich, die sich dann weiterhin nach Lust und Laune am Vereins-Tresen ihre Zigaretten anzünden dürfen.

DPA
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