Jürgen W. Möllemann Ermittlungen "in alle Richtungen"

Die Leiche des bei einem Fallschirmsprung ums Leben gekommenen Möllemann soll heute obduziert werden. Die Staatsanwaltschaft Essen untersucht den Todesfall "in alle Richtungen", darunter auch die Möglichkeit eines Selbstmords.

Die Leiche des bei einem Fallschirmsprung ums Leben gekommenen früheren FDP-Spitzenpolitiker Jürgen Möllemann soll heute (Freitag) obduziert werden. Die Staatsanwaltschaft Recklinghausen untersucht in dem Todesfall "in alle Richtungen". Darunter sei auch die Möglichkeit eines Selbstmords, sagte Oberstaatsanwalt Wolfgang Reinicke am Donnerstag. Möglicherweise könne die genaue Todesursache jedoch nie geklärt werden.

Möllemann war am Donnerstagmittag bei einem Fallschirmsprung unweit des westfälischen Flughafens Marl-Loemühle in den Tod gestürzt. Augenzeugen berichteten, der 57-Jährige habe in etwa 1500 Metern Höhe seinen bereits normal geöffneten Hauptschirm ausgeklinkt und nicht den Reserveschirm gezogen.

Mehrere Möllemann-Objekte durchsucht

Kurz davor war die Immunität des Politikers im Bundestag aufgehoben worden. Fahnder durchsuchten daraufhin im Zuge von Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung, Betrugs und Verstoßes gegen das Parteiengesetz in Deutschland, Luxemburg, Spanien und Liechtenstein mehrere Möllemann-Objekte, Bankhäuser sowie Büros im Düsseldorfer Landtag und im Bundestag. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Düsseldorf, Johannes Mocken, wollte am Donnerstagabend im ZDF keine Stellungnahme zum Erfolg der Durchsuchungen abgeben, um weitere Ermittlungen nicht zu gefährden. Der Fall sei keinesfalls abgeschlossen, weil es fünf weitere Beschuldigte gebe, sagte er.

Der Tod des umstrittenen Politikers löste Bestürzung bei Parteien, Freunden und Gegnern aus. Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) zeigte sich tief betroffen. Er habe Möllemann in den Umbruchjahren als entschlossenen und tatkräftigen Helfer für den Aufbau Ost kennen und schätzen gelernt, erklärte Stolpe. Gerade als Wirtschaftsminister habe er zu Beginn der 90er Jahre eine Menge für die neuen Bundesländer geleistet.

"Sein Tod löst Trauer aus"

Auch den Bundesvorstand der Grünen machte die Nachricht vom Tod Möllemanns betroffen. "Herr Möllemann war ein Politiker, mit dem uns viele, zum Teil scharfe Gegensätze verbanden. Wir haben lange mit ihm politisch gestritten. Sein Tod löst Trauer aus", hieß es in einer Erklärung.

Möllemann gehörte zuletzt dem Bundestag und Landtag in Düsseldorf als fraktionsloser Abgeordneter an, nachdem er seine FDP-Spitzenämter verloren hatte und im März aus der Partei ausgetreten war. Er war wegen eines Flugblatts mit Kritik an Israels Regierungspolitik und dessen Finanzierung in die Schlagzeilen geraten.

DPA