"Irrsinn der Woche" heißt eine Rubrik in der N3-Satireshow "extra 3". Die SPD ist in diesen Tagen deutlich ambitionierter. Die Taktung, mit der man bei den Sozialdemokraten zuverlässig eine zuvor irrsinnig erscheinende Wendung vollzieht, hat sich bei etwa zwei Tagen eingependelt.
Zur Erinnerung nur mal eben die letzte Woche im Schnelldurchlauf: GroKo vereinbart. Schulz ins Kabinett. Gabriel ätzt rum. Schulz doch nicht ins Kabinett. Stattdessen Nahles Parteichefin. Upps, kommt nicht so gut. Na gut, dann der Scholz kommissarisch. Nahles dann spätestens auf dem Parteitag. Aber huch, da gibt's ja plötzlich zwei Gegenkandidaten ...
Und über allem schwebt der Mitgliederentscheid, mit dem die SPD-Basis die GroKo noch zum Platzen bringen kann.
Dienstag, so hoffte man im Willy-Brandt-Haus, sollte der Wahnsinn vorläufig ein Ende haben. Olaf Scholz war kommissarisch als SPD-Chef installiert, Andrea Nahles einstimmig als zukünftige Parteichefin nominiert worden. Genau der richtige Zeitpunkt, um endlich das zu tun, was die Parteiführung ebenso flehentlich wie vergeblich eingefordert hatte: sich auf die Inhalte zu konzentrieren.
Der fromme Wunsch muss an der geschäftsführenden Familienministerin Katarina Barley irgendwie vorbeigegangen sein. Anders ist ihr Auftritt am Aschermittwoch der SPD in Zemmer, einer Ortsgemeinde im Landkreis Trier-Saarburg in Rheinland-Pfalz, nicht zu erklären.
Barley trägt dick auf
Gekommen war sie, um bei den SPD-Mitgliedern im Rahmen eines Heringsessens für die Große Koalition zu trommeln. Bloß konnte sie es sich dabei offenbar nicht verkneifen, Werbung in eigener Sache zur machen - und dabei ziemlich dick aufzutragen. Im Falle einer Regierungsbildung komme man an ihr als Ministerin nicht vorbei, wird Barley im "Trierschen Volksfreund" zitiert. Sie sei die "Universalwaffe" der SPD und stünde selbstverständlich als Außenministerin zur Verfügung. Sie könne sich aber auch vorstellen, weiter Familienministerin zu bleiben oder aber auch ins Arbeitsministerium zu wechseln.
Okay, so sieht es also aus, wenn die SPD über Inhalte reden will und nicht über Posten und Personal. Oder frei nach Andi Möller: Außen-, Arbeit-, Familie - egal: Hauptsache Minister!
Das Ganze sei bitteschön "mit einem Augenzwinkern zu verstehen", betonte ein Sprecher der SPD-Politikerin später. Zum politischen Aschermittwoch gehörten schließlich Selbstironie und Zuspitzung.
Zuspitzung also? Wie wär's denn damit: In der letzten Forsa-Umfrage ist die SPD auf 17 Prozent abgestürzt. Und das ist kein Witz!