Herr Kauder, werfen Sie einen Blick zurück: Lief alles gut auf dem CDU-Parteitag?
Es war ein sehr guter Parteitag. Wir haben gezeigt, dass wir die führungsstarke Partei der Großen Koalition sind. Dass wir geschlossen hinter dieser Koalition und hinter der Kanzlerin stehen. Das war beim Hamburger Parteitag der SPD gerade nicht der Fall.
Ist es nicht kennzeichnend für diesen Parteitag, dass Angela Merkel den größten Applaus mit einer Schimpfkanonade auf zu hohe Managergehälter erzielte? Ist neuerdings purer Populismus wichtiger als Politik?
Wer die ganze Rede der Kanzlerin gehört hat, kann zu einem solchen Urteil nicht kommen. Sie hat wichtige Perspektiven für unser Land entwickelt. Zu einer Parteitagsrede gehört auch die Abgrenzung vom politischen Gegner. Das hat mit Populismus nichts zu tun. Es ging der Kanzlerin auch nicht um eine generelle Managerschelte, sondern darum, einmal deutlich zu sagen, dass schlechten Managern nicht auch noch hohe Abfindungen gezahlt werden sollten. Und im Übrigen musste die deutsche Wirtschaft wieder einmal an ihren Selbstverpflichtungskodex erinnert werden. Dort wird eine angemessene und keine maßlose Vergütung gefordert.
Sie als Baden-Württemberger können Porsche-Chef Wiedeking ganz bestimmt kein Versagen vorwerfen. Der generiert Riesengewinne und hat nicht im Geringsten versagt.
Er ist auch nicht gemeint. Aber auch so erfolgreiche Männer wie Herr Wiedeking sollten darauf schauen, dass ihre Entlohnung einigermaßen angemessen ist.
Dass Wiedeking angeblich an die 50 Millionen Euro Gewinnbeteiligung bekommen hat, halten Sie für unangemessen?
Das kann ich nicht bewerten. Er hat selbst ja nicht gesagt, es sei so viel. Er hat gesagt, wenn die Zahl bekannt würde, könnte das deutsche Volk das nicht ertragen. Aber wenn die Vergütung angemessen ist, weshalb traut er sich nicht, vor seine Mitarbeiter zu treten und zu sagen, was er für seine Leistung bekommt?
Die Politik könnte ja durch eine entsprechende Gesetzgebung dafür sorgen, dass bei Aktiengesellschaften den Aktionären nicht nur die Gesamtsumme der Ausschüttung für die Führung mitgeteilt wird, sondern die einzelnen Manager-Gehälter.
Diese Überlegung wird zurzeit bei uns diskutiert. Mehr Transparenz ist auf jeden Fall notwendig - auch um die Aktionäre, also die Eigentümer der Unternehmen, zu stärken.
Ist nicht mindestens ebenso kritikwürdig wie zu hohe Manager-Gehälter, dass Post-Chef Zumwinkel soeben durch den Verkauf seiner Postaktien 4,7 Mio kassiert hat?
Aktienoptionen sind eingeführt worden, um bei den Managern ein Eigeninteresse dafür zu wecken, dass es mit ihrer Firma vorwärts geht und nicht dafür, mit diesen Aktien der eigenen Firma mal schnell ein Schnäppchen in Millionenhöhe zu machen. Das ist ein sehr problematisches Verhalten. Dem Ansehen der Post hat Herr Zumwinkel damit keinen Gefallen getan.

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Der Postdienstleister PIN hat soeben die Streichung von mehr als 1000 Stellen vor Weihnachten angekündigt. Fühlen Sie sich mit verantwortlich? Ihr Parteifreund Bosbach klagt über "eine Hiobsbotschaft."
Diese Entwicklung beobachten wir sehr genau und mit Sorge. Die Einführung von Mindestlöhnen über das Entsendegesetz muß die Ausnahme sein und nicht die Regel.
Einen Kanzlerinnenwahlverein nennt die politische Konkurrenz die CDU unter Angela Merkel. In einem Punkt ist das exemplarisch deutlich geworden: Die Frauen-Union wollte das Betreuungsgeld für Eltern, die ihr Kind zuhause erziehen, nicht im CDU-Grundsatzprogramm verankert sehen. Angela Merkel hat mit einer persönlichen Intervention den Vorstoß der Frauen abgeblockt, obwohl sie die so genannte Herdprämie ja selbst nicht will. Aus Angst vor der CSU?
CDU und CSU haben sich darauf verständigt, dass zur Wahlfreiheit bei der Erziehung Kinderkrippen und Betreuungsgeld gehören. Deshalb hat die Parteivorsitzende sich auf dem Parteitag dafür ausgesprochen. Mit Angst vor unserer Schwesterpartei hat das nichts zu tun, sondern mit Überzeugung.
Stimmen Sie der These zu, dass in diesem Land, Mindestlohn hin oder her, dauerhaft viele Menschen nicht von der Arbeit ihrer Hände leben können - etwa weil sie schlecht qualifiziert sind?
Es wird vor allem für junge Menschen mit Migrationshintergrund und geringer Qualifikation weiterhin Probleme geben, Arbeit zu bekommen. Für sie ist das von uns vertretene Kombilohnmodel, eine Mischung aus Lohn und Arbeitslosengeld genau der richtige Weg. Dieser Weg darf durch Mindestlöhne nicht verschlossen werden, sonst haben gerade diese Menschen keine Chance mehr.
Noch einmal zurück zu den Managergehältern: Was verdient der Chefmanager der CDU/CSU-Fraktion im Monat?
Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion verdient rund 16 000 Euro im Monat.
Fühlen Sie sich unterbezahlt?
(lacht) Ich bin unbezahlbar!
Interview: Hans Peter Schütz