Kirchen und Kinderschutzbund fordern Statt Herdprämie Ausbau von Kitas und Krippen

Die Kirchen haben sich in die Debatte um die "Herdprämie" eingeschaltet. Die Gelder sollten lieber in den Ausbau von Kitas und Krippen fließen. Dann wäre allen Kindern geholfen.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat sich gegen die Pläne der schwarz-gelben Regierung für ein Betreuungsgeld gewandt. Geld dürfe "nicht an Einzelne ausgezahlt werden", sondern müsse in den Ausbau von Krippen und Kindertagesstätten fließen, sagte Schneider den "Ruhr Nachrichten". "Damit kämen wir auf dem Weg zur Bildungsgerechtigkeit und zu verbesserten Lebenschancen für benachteiligte Kinder einen guten Schritt weiter." Viele Tagesstätten und Kinderkrippen befinden sich in der Trägerschaft der Kirchen.

Die aktuelle Debatte über die Anrechenbarkeit des geplanten Betreuungsgeldes auf die Hartz-IV-Leistungen "verstärkt das Störgefühl, das ich bei dem Thema habe. Wir müssen doch vor allem fragen: Was dient benachteiligten Kindern?", sagte Schneider. Elisabeth Bußmann, Präsidentin des Familienbundes der Katholiken, sagte den "Ruhr Nachrichten": "Wir sehen die Gefahr einer sozialen Schieflage beim Betreuungsgeld. Eine Anrechnung auf Hartz-IV-Leistung benachteiligt die Familien, die das Geld am dringendsten benötigten."

Hilgers: "CDU betreibt Ausgrenzungspolitik"

Der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, warf der Bundesregierung vor, mit ihren Plänen zum Betreuungsgeld arme Kinder bewusst ins Abseits zu schieben. Im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" warf er Union und FDP eine "Ausgrenzungspolitik" vor. Mit dem christlichen Menschenbild von CDU und CSU, jeden einzelnen Menschen wertzuschätzen und zu fördern, habe dies wenig zu tun.

Nordrhein-Westfalens SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft appellierte an die Bundesregierung, auf das geplante Betreuungsgeld zu verzichten und stattdessen das Land beim Ausbau der U3-Betreuung zu unterstützen. "Wir brauchen diese Mittel für die Betreuung in Kitas und Krippen", sagte Kraft der "Rheinischen Post".

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dho/DPA