Am Himmel über Berlin erstrahlten sie sanft in der untergehenden Sonne: Riesige Heiligenscheine schwebten beim «Abend der Begegnung» zur Eröffnung des ersten Ökumenischen Kirchentags am Mittwoch über den Köpfen der Menschen. Nicht weil sich in der Hauptstadt tausende Heilige versammelt hätten: Die bunten Ballonringe sollten vielmehr als Perspektiven eröffnende Himmelstore verstanden werden und sichtbar machen, dass Gottes Segen über allen Menschen liege, egal welcher Konfession.
400.000 Besucher kamen
Nach einem Eröffnungsgottesdienst und Grußworten von Papst, Bundespräsident und Bundeskanzler vor dem Brandenburger Tor versammelten sich unter dem Zeichen des Heiligenscheins bis zu 400.000 Besucher auf dem Boulevard Unter den Linden. «Durchgehend (h)offen - hier und in alle Ewigkeit» lautete das Motto des Eröffnungsabends mit Gospel, Pop, Tanz, Infoständen und Kulinarischem. Auf einer Bühne am Brandenburger Tor trat unter anderem die Kelly Family auf.
"Selig sind, die Frieden stiften"
Egal ob evangelisch, katholisch, muslimisch, jüdisch, freikirchlich oder nichtkonfessionell - an diesem Abend gaben nicht die Unterschiede den Ton an, alle Berliner waren zu dem Fest eingeladen. Dennoch beherrschten die angereisten Kirchentagsbesucher die Szene. Als Zeichen des Friedens hängten viele orangefarbene Schals mit den Worten «Selig sind, die Frieden stiften» um. Kleine Segenskreuze gingen von Hand zu Hand.
Alkohol war tabu
Rund 450 kirchliche Gruppen und Gemeinden stellten ihre Arbeit vor. Die gastgebenden Kirchen - das Erzbistum Berlin und die evangelische Kirche Berlin-Brandenburg - informierten über Militärseelsorge, konfessionelle Schulen, christliche Gemeinden in aller Welt und ihre Sozialdienste. Das gemeinsame Kirchengebiet von der Insel Rügen bis zur Oberlausitz präsentierte sich mit einem seiner berühmten Spreewaldkähne sowie afrikanischen Gesängen und lateinamerikanische Rhythmen, vertreten durch den Internationalen Konvent Christlicher Gemeinden. Zu essen gab es fast alles von der Schmalzstulle bis zum Wildschweinbraten. Alkohol war nach dem Willen der Veranstalter bei dem Eröffnungsfest tabu.
Mit einer Lichtinstallation wurden am Abend die Kuppeln des Berliner Domes und der St. Hedwigskathedrale optisch miteinander verbunden. Die künstlerische Brücke zwischen dem evangelischen und dem katholischen Gotteshaus stellte die ökumenische Annäherung der Kirchen dar. Am späten Abend sammelten sich Menschen zum gemeinsamen Segen unter den Helium gefüllten «Heiligenscheinen». Das anschließende Glockengeläut trug die Kirchentagsbotschaft «Ihr sollt ein Segen sein» in die ganze Stadt.