Kreuth kulinarisch Ramsauer mag keine Mixa-Frikadellen

CSU-Landesgruppenchef Ramsauer ist eine Spaßbremse. Er ließ die Speisekarte eines Restaurants in Wildbad Kreuth entfernen, weil der Pächter den Gerichten ein paar launige Untertitel gegeben hatte: "2 hausgemachte Fleischpflanzerl, ganz frisch durch den Mixa gejagt - ohne Herdpauschale".

Lecker. Der Mann kocht wie ein Weltmeister. Und es würde noch besser schmecken, wenn Eckhardt Hinz, 64, auch seine eigens angefertigte Speisekarte auslegen könnte. Aber das haben ihm die Schergen des CSU-Landesgruppenchefs Peter Ramsauer verboten. Sagt Hinz und grinst bis zu den Ohren. Natürlich habe er noch ein paar Kopien da, ob man eine mitnehmen wolle?

Letztes Jahr gab's Kassler, "scharf wie Pauli"

"Pichelsteiner Gemüseeintopf mit gekochter Rinderbrust. Die überhaupt einzige akzeptable grün-rote Koalition - als Suppe problemlos und schmackhaft auszulöffeln", steht zum Beispiel drauf. Oder auch: "Waldschwammerl in Kräuterrahm mit Semmelknödel. Schonend in nur zehn Minuten angerichtet, dank transrapider Garung. Jetzt auch bürokratiefrei." So hing die Karte noch vergangenes Wochenende im Schaukasten des "Alten Bad", dem Restaurant direkt gegenüber der Hanns-Seidel-Stiftung in Wildbad Kreuth. Dann aber kamen die Berliner Spaßbremsen, um die Klausursitzung der Landesgruppe vorzubereiten. Vermutlich wussten sie schon, dass Hinz wieder etwas angerichtet hat. Vergangenes Jahr bot er sein Kasseler mit dem Untertitel "Scharf wie Pauli" an. Das fand die CSU auch nicht komisch.

Die Gerichte im "Alten Bad"

Pichelsteiner Gemüseeintopf mit gekochter Rinderbrust.

Die überhaupt einzige akzeptable grün-rote Koalition - als Suppe problemlos und schmackhaft auszulöffeln

2 hausgemachte Fleischpflanzerl vom Grill mit hausgemachtem Kartoffelsalat

Ganz frisch durch den Mixa gejagt - ohne Herdpauschale und garantiert frei von Claudia Roth-grünen Bitterstoffen

Original Elsässer Flammkuchen mit Speckwürfel und Zwiebeln

Über offenem Feuer gebacken. Konform mit sämtlichen Nichtraucherschutz- und Feinstaubrichtlinien

Paniertes Schweineschnitzel mit hausgemachtem Kartoffelsalat

Kompromisslos von der Mecker-Beckschwarte abgetrennt - eine kulinarisch-harmonische Kombination für selbst ernannte politische Schwergewichte mit und ohne Bart

Tagliatelle mit Ragout von der Ente und Champignons

Nach Fürther Spiezialrezept mit zarten Lattexhandschuhen ausgerollt - hält länger als sieben Jahre vor

Waldschwammerl in Kräuterrahm mit Semmelknödel

Schonend in nur zehn Minuten angerichtet, dank transrapider Garung. Jetzt auch bürokratiefrei

"Ah geh! Die Politiker verarschen uns doch auch manchmal", sagt Hinz, der in weißer Schürze durch die Küche wirbelt. Da dürfe er auch mal "derblecken", was auf Hochdeutsch so viel wie "necken, ärgern" heißt. Elf Jahre hat das "Alte Bad" schon gepachtet, nächstes Jahr will er in Rente gehen, für ihn ein guter Grund, dieses Jahr noch mal eine Schippe Spaß obendrauf zu legen. Sein Restaurant ist während der Sitzung in Wildbad Kreuth exklusiv für Journalisten reserviert, die CSU-Granden speisen anderswo. Aber die Karte kontrollieren sie schon, schließlich geht das Essen auf Kosten der Partei.

Nichtraucher-Taliban der CSU

Hinz - überzeugter CSU-Wähler ("Was bleibt einem als Unternehmer anderes übrig?") - hat sich aber nicht nur die Karte gegönnt. Sondern auch ein großes Schild, das bis Dienstagmittag noch vor der Tür stand. Darauf steht "Geschlossene Gesellschaft". Unter den Schriftzug ist eine angezündete Zigarette gemalt, daneben steht "erlaubt!". Nach Recht und Gesetz, sagt Hinz, könne er das Rauchen in geschlossenen Gesellschaften gestatten - und hier seien schließlich nur Journalisten. Dass sich die Nichtraucher-Taliban der CSU ein bisschen derbleckt fühlen, ist Zweck der Übung. Inzwischen hat Hinz das Schild in den Flur des Restaurants geräumt, es ist von außen nicht mehr sichtbar. "Ich will hier keinen Ärger haben", sagt er und grinst wieder bis zu den Ohren. Natürlich könne man fröhlich weiterrauchen.