Tausende Menschen haben sich am Tag der Arbeit Neonazis in den Weg gestellt und damit mehrere rechte Aufmärsche vorzeitig beendet. Die Gegendemonstranten stoppten mit Blockaden und Pfeifkonzerten Kundgebungen unter anderem in Frankfurt am Main, Fürth und Dresden. Auch in Berlin und Ludwigshafen versammelten sich NPD-Anhänger. Vereinzelt kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Zahlreiche Neonazis und Linke wurden festgenommen.
Rangeleien in Frankfurt
In Frankfurt brachen die Rechtsextremisten ihre Kundgebung vorzeitig ab, ohne wie geplant durch das Industriegebiet im Stadtteil Fechenheim zu marschieren. Grund waren die strengen Polizeikontrollen sowie die Straßenblockaden mehrerer hundert Gegendemonstranten. Zuvor hatten rund 300 der insgesamt knapp 500 Neonazis versucht, eine Polizeiabsperrung zu durchbrechen, um ohne Einzelkontrolle zum Versammlungsort vorzudringen. Die Polizei setzte Schlagstöcke ein, drängte die Neonazis zurück und kesselte sie ein. Vereinzelt flogen Gegenstände.
»Wir sind das Volk«
Die Rechtsextremist Christian Worch kündigte für Samstag eine neuerliche Demonstration in Frankfurt an. Die Neonazis skandierten: »Wir sind das Volk« und »USA, internationale Völkermordzentrale«. Das insgesamt 5.000 Beamte umfassende Polizeiaufgebot kesselte auch die Linken ein, die sich an der nahe gelegenen Straßenblockade beteiligten. Zugleich räumten die Einsatzkräfte eine Gleisblockade von Autonomen zwischen Hanau und Frankfurt. Bereits am frühen Morgen hatten Unbekannte brennende Autoreifen auf die Autobahn 661 gelegt. Vor einem Jahr war es bei einer Neonazi-Kundgebung in Frankfurt zu schweren Ausschreitungen gekommen.
Es hagelte Obst, Eier - und Glasflaschen
Auch in Fürth musste die NPD nach massiven Protesten von mehr als 3.000 Gegendemonstranten eine Kundgebung abbrechen. Die 350 Rechtsextremisten kamen nicht gegen das Pfeifkonzert ihrer Gegner an und zogen unter dem Schutz eines Großaufgebots der Polizei wieder ab. Aus den Reihen linker Gegendemonstranten flogen Glasflaschen, Eier und faules Obst. 35 Personen wurden festgenommen, die meisten von ihnen Rechtsextremisten. Zuvor war entlang der Demonstrationsroute aus Häusern Wasser auf die Neonazis geschüttet worden.
In Dresden mussten rund 1.000 NPD-Anhänger ihre Demonstration durch die Innenstadt stoppen und wieder umkehren, weil 800 Gegendemonstranten die Straße blockierten. Neun Personen wurden festgenommen. Am Vormittag hatten 12.000 Menschen, darunter auch Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP) unter dem Motto »Dresden gegen rechts - jetzt Gesicht zeigen« demonstriert.
Linke in Göttingen festgenommen
Bei einer NPD-Kundgebung in Göttingen wurden rund 100 Gegendemonstranten in Gewahrsam genommen worden. Sie hatten nach Polizeiangaben versucht, die Zufahrt zum Kundgebungsgelände zu blockieren. Insgesamt protestierten rund 1.000 Menschen gegen den Aufmarsch von knapp 200 Rechtsextremisten.
NPD-Anhänger konnten Hauptbahnhof nicht verlassen
In Ludwigshafen verhinderten rund 500 Gegendemonstranten, dass 350 NPD-Anhänger den Hauptbahnhof verlassen konnten. Es kam zu kleineren Rangeleien. Vier Linke wurden fest- oder in Gewahrsam genommen. Die Beamten brachten schließlich die Rechtsextremisten per Zug zu ihrem Kundgebungsort.
Bei einer Kundgebung von 800 NPD-Anhängern im Berliner Stadtteil Hohenschönhausen löste die Polizei einige Sitzblockaden von rund 250 Gegendemonstranten auf. Größere Zwischenfälle gab es nicht.