Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich in der ersten Regierungsbefragung des Jahres den Abgeordneten im Bundestag gestellt. Zentrales Thema war die Lieferung von Leopard-Kampfpanzern in die Ukraine.
Nach einer wochenlangen Debatte hatte die Bundesregierung am Mittwoch entschieden, das Vorzeigestück des deutschen Panzerbaus an die Ukraine zu liefern und auch anderen Ländern zu gestatten, solche an Kiew abzugeben. Nach Aussage von Scholz will Deutschland in einem ersten Schritt 14 Leopard-2-Kampfpanzer aus den Beständen der Bundeswehr liefern.
In der einstündigen Sitzung sprach der Kanzler zunächst über die Energieversorgung in Deutschland, die deutsche Wirtschaft und den Krieg Russlands gegen die Ukraine. Anschließend beantwortete er Fragen. Die Regierungsbefragung zum Nachlesen:
- Sein Ziel sei es immer, eine Ausweitung des Ukraine-Krieges auf die Nato zu verhindern, sagte Scholz. Es sei deshalb "richtig, dass wir diese Waffensysteme niemals alleine, sondern immer in enger Kooperation bereitstellen". Es sei "notwendig" gewesen, "dass wir Zeit investieren für eine koordinierte Vorgehensweise". Vor diesem Hintergrund sei es wichtig, "dass wir uns nicht haben treiben lassen".
- Der Kanzler wandte sich auch direkt an die "Bürgerinnen und Bürger, die sich Sorgen machen auch angesichts einer solchen Entscheidung". Er werde gewährleisten, dass auch künftig international abgestimmt gehandelt werde, und für eine Unterstützung der Ukraine sorgen, "ohne dass die Risiken für unser Land darüber in eine falsche Richtung wachsen". Scholz appellierte: "Vertrauen Sie mir, vertrauen Sie der Bundesregierung."
- Nach der Entscheidung für die Lieferung von Kampfpanzern in die Ukraine hat Scholz rote Linien für die weitere militärische Unterstützung gezogen. Die Lieferung von Kampfflugzeugen oder die Entsendung von Bodentruppen schloss Scholz aus. "Dass es nicht um Kampfflugzeuge geht, habe ich ja sehr früh klargestellt und mache das auch hier", sagte er. "Bodentruppen werden wir in keinem Fall schicken. Ich habe gesagt, es wird keine direkte Beteiligung von Nato-Soldaten in dem Ukraine-Krieg geben. Das ist bisher nicht der Fall und das wird auch in Zukunft nicht der Fall sein. Und darauf können sich alle verlassen".
"Es wird keine direkte Beteiligung von Nato-Soldaten in dem Ukraine-Krieg geben"
Scholz dementiert Knatsch mit US-Präsident Biden
Kanzler verteidigt abwägenden Kurs
Scholz weist auch Vorwürfe zurück, Deutschland habe zu wenig für die militärische Unterstützung der Ukraine getan. "Deutschland wird immer vorne an sein, wenn es darum geht, die Ukraine zu unterstützen", versprach er. Nach seinen Angaben ist Deutschland nach den USA zusammen mit Großbritannien der größte Waffenlieferant für die Ukraine. Neben militärischer Hilfe sicherte Scholz auch weiterhin humanitäre und finanzielle Unterstützung zu. "Das wichtigste ist jetzt, die Energieinfrastruktur zu sichern", so Scholz. Auch der Wiederaufbau des Landes müsse angeschoben werden, der wohl "viele Jahre und Jahrzehnte" dauern werde.
"Es war richtig, und es ist richtig, dass wir uns nicht haben treiben lassen"
Auch die Lieferung der Leopard-Kampfpanzer sei "das Ergebnis intensiver Beratungen" mit den internationalen Verbündeten. "Es war richtig, und es ist richtig, dass wir uns nicht haben treiben lassen", so Scholz. Es gehe um "sehr wirksame Waffensysteme", daher sei es wichtig, diese im internationalen Schulterschluss zu liefern. Es gebe viele Bürgerinnen und Bürger, die sich Sorgen machten. Scholz: "Vertrauen Sie mir, vertrauen Sie der Bundesregierung". Er werde dafür sorgen, dass auch künftig international abgestimmt gehandelt werde, und für eine Unterstützung der Ukraine sorgen, "ohne dass die Risiken für unser Land darüber in eine falsche Richtung wachsen". Deutschland handele bei der militärischen Unterstützung der Ukraine nach dem Prinzip, das Notwendige möglich zu machen und gleichzeitig eine Eskalation zu einer Auseinandersetzung zwischen der Nato und Russland zu vermeiden. "Dieses Prinzip werden wir auch weiter beachten."
An Fragen dürfte es den Abgeordneten jedenfalls nicht mangeln. Scholz' abwartende Politik hatte zuletzt für viel Kopfschütteln gesorgt – und sogar die Frage aufgeworfen, ob Deutschland noch ein verlässlicher Partner sei.
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