Die frühere DDR-Volksbildungsministerin Margot Honecker ist tot. Sie starb am Freitag im Alter von 89 Jahren im chilenischen Exil, wie Nachrichtenagenturen aus dem Umfeld der Familie erfuhren. Die Witwe des früheren DDR-Staats- und SED-Parteichefs Erich Honecker starb demnach im Beisein ihrer Tochter Sonja und einer Krankenschwester. Sie soll bereits an diesem Samstag auf dem Friedhof Parque del Recuerdo in Santiago beerdigt werden.
Die in Halle geborene Margot Feist war 1949 mit 22 Jahren als jüngste Abgeordnete in die erste DDR-Volkskammer einzogen. Im gleichen Jahr lernte sie ihren späteren Mann Erich kennen. 1953 heirateten sie, schon 1951 wurde die gemeinsame Tochter geboren.
1963 übernahm Margot Honecker das Volksbildungsministerium, das sie bis zum Ende der SED-Herrschaft 1989 leitete. 1978 führte sie gegen den Widerstand der Kirchen an den DDR-Schulen Wehrkunde-Unterricht ein. Mehr als ein Vierteljahrhundert lang setzte die Funktionärin sozialistische Ideologie in Schulen und Kindergärten eisern durch. Noch 1989 hielt sie eine "Erziehungsrichtlinie" hoch, dass der Sozialismus, wenn nötig, mit der Waffe in der Hand verteidigt werden müsse.
Anfang der 90er Umzug nach Chile
Weit über die DDR-Grenzen hinaus hatte die Hardlinerin 1988 für Aufsehen gesorgt, als auf ihre Weisung vier aufmüpfige Schüler von einer Oberschule in Berlin-Pankow verwiesen wurden. Sie hatten sich gegen Militärparaden gewandt. Nach dem Mauerfall ermittelte die Staatsanwaltschaft gegen Margot Honecker wegen ihrer Verantwortung für Zwangsadoptionen von Kindern, deren Eltern wegen "Republikflucht" oder "Spionage" verhaftet worden waren. Ein entsprechender Prozess wurde 1994 aber eingestellt.
Margot Honecker starb - ebenso wie ihr Mann 1994 - in Santiago de Chile. Sie war Anfang der 90er Jahre zu ihrer Tochter nach Chile gezogen, während ihrem Mann in Berlin der Prozess wegen Totschlags von DDR-Flüchtlingen gemacht werden sollte. Nach Einstellung seines Verfahrens aus Gesundheitsgründen reiste der schwer krebskranke Erich Honecker ebenfalls in die chilenische Hauptstadt aus.
Festhalten an sozialistischen Überzeugungen
Die Ex-Ministerin, die sich mit Spaziergängen fit hielt und täglich über Stunden im Internet unterwegs war, verteidigte bis zum Schluss ihre sozialistischen Überzeugungen ohne Wenn und Aber, Kritisches kam nicht über ihre Lippen. Sie stehe zur DDR und lege ihre Sicht nicht auf dem Altar der Zeitgeschichte nieder, auch wenn man sie als "Unbelehrbare" verleumden würde, beharrte sie.

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Über Jahre hielt sich Margot Honecker die "Westpresse" vom Hals und schwieg eisern. Doch 2012 machte die glühende Verteidigerin des Sozialismus 2012 ihr Vermächtnis öffentlich. In einem Dokumentarfilm des NDR meinte sie zu den erschossenen DDR-Flüchtlingen, es sei dumm gewesen, über die Mauer zu klettern. Politische Häftlinge seien kriminell, die Stasi legitim gewesen. Traumatisierte Opfer, die in geschlossenen Jugendwerkhöfen litten, seien "bezahlte Banditen", ereiferte sie sich.
Bei den Altrevolutionären Lateinamerikas war Margot Honecker ein gern gesehener Gast. So zeigte sie sich im Frühjahr 2011 bei einer Gedenkfeier in Kuba an der Seite von Präsident Raul Castro. Mit erhobener geballter Faust nahm Margot Honecker 2008 in Nicaragua einen Orden für ihren toten Mann entgegen. Die DDR-Führung hatte dem mittelamerikanischen Land nicht nur Schulbücher und Lehrer geschickt, sondern auch Waffen.