Max Strauß Der Gescheiterte

Max Strauß war die große Hoffung seines Vaters. Jetzt muss er sich vor Gericht in zwei Strafverfahren wegen Steuerhinterziehung und Betrug verantworten. Ob der psychisch Angeschlagene verhandlungsfähig ist, muss ein Gutachten klären.

Max Strauß war die große Hoffnung seines Vaters. Der frühere bayerische CSU-Ministerpräsident Franz Josef Strauß nahm seinen ältesten Sohn schon früh auf seine Reisen in die Weltpolitik mit. Hautnah erlebte der damals erst 17-jährige Max, wie allein der Name "Strauß" Macht und Wirkung entfaltete. Als sein Vater 1988 starb, war es für Max Strauß vorbei mit der großen Politik. Heute steht der 44-Jährige vor einem Scherbenhaufen. Gegen ihn sind zwei schwerwiegende Strafverfahren anhängig, die ihn ins Gefängnis bringen könnten. Nach einem totalen Zusammenbruch liegt Strauß seit Wochen in einer psychiatrischen Klinik. Seine Zulassung als Rechtsanwalt hat er schon vor Monaten freiwillig nieder gelegt.

Auf der Anklagebank

Vor dem Landgericht Augsburg soll Strauß ab Januar 2004 wegen Steuerhinterziehung auf der Anklagebank erscheinen. Es geht um 2,6 Millionen Euro Provisionen aus einem Airbus-Geschäft, die er vom Waffenhändler Karlheinz Schreiber über ein verdecktes Schweizer Konto "Maxwell" bekommen und nicht versteuert haben soll. Wenn die Augsburger Staatsanwaltschaft nachweisen kann, dass hinter dem verdeckten Konto "Maxwell" tatsächlich Max Strauß steckt, was dieser bis jetzt vehement bestritten hat, dann könnte er tatsächlich hinter Gitter wandern.

In dem anderen Verfahren geht es um den Betrug an Anlegern in Höhe von rund 100 Millionen Euro. Strauß soll als Justiziar der später pleite gegangenen Anlagefirma "Wirtschaftsanalyse Beratungs AG" (Wabag) in neun Fällen wissentlich Beihilfe zum Betrug geleistet haben. Geschädigte haben angekündigt, Strauß neben dem Strafverfahren in einem Zivilprozess zu Schadenersatz in Höhe von vier Millionen Euro verklagen zu wollen. Wabag-Manager waren vor gut zwei Jahren wegen Betrugs zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden.

Viele offene Fragen

Im Bayerischen Landtag hatte zu der Schreiber-Affäre ein Untersuchungsausschuss getagt, doch statt Licht in das Dunkel zu bringen, hatten sich neue Ungereimtheiten ergeben: Woher wusste der Politikersohn Anfang 1996 von einer bevorstehenden Durchsuchung seiner Wohnung? Warum sind ausgerechnet alle Unterlagen aus den fraglichen Jahren 1988 bis 1993 verschwunden? Wieso hatte Strauß unmittelbar zuvor die Festplatte seines Computers gelöscht? Und wie schließlich konnte dieses möglicherweise wichtige Beweisstück im Zuge der Ermittlungen spurlos abhanden kommen? Fragen über Fragen, die vor dem Ausschuss offen blieben.

Max Strauß befindet sich in einer prekären Lage. Er kann das Geschehen nach seinem Zusammenbruch nur vom Krankenbett aus verfolgen. Er sei seit langem krank, sagt sein Rechtsanwalt Wolfgang Dingfelder, für die Vorgänge bei der Wabag möglicherweise sogar schuldunfähig. Seit 1996 gebe es Zeichen für eine Persönlichkeitsveränderung. Das soll ein psychiatrisches Gutachten jetzt klären. Die zweite medizinische Prüfung, die am Montag vom Landgericht Augsburg angeordnet wurde, soll heraus finden, ob Strauß verhandlungsfähig ist. Zu beiden Initiativen weist Dingfelder Vermutungen zurück, die Strafverfahren sollten durch Taktik verzögert oder verhindert werden. "Wir wollen den Augsburger Prozess durchziehen", insistiert Dingfelder. Was mit dem Wabag-Verfahren geschehen werde, bleibe abzuwarten.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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"Über-Vater" Franz-Josef

Vielleicht fördern die Verfahren neue Einsichten über die Beziehung von Strauß-Vater zu seinen Kindern ans Licht. Anwalt Dingfelder ist jedenfalls der Meinung, das Verhältnis von Sohn Max zu seinem "Über-Vater" Franz Josef müsse bei der forensischen Begutachtung des angeklagten Prominenten-Sohns eine "entscheidende Rolle spielen".

DPA
Nikolaus Dominik