Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber hat sich mit seinem Rückzug aus Berlin keinen Gefallen getan: Sein öffentliches Image hat schwer gelitten. Laut einer Infratest-Umfrage der ARD meinen 84 Prozent der Bundesbürger, Stoiber habe an politischem Gewicht verloren. Nur noch 26 Prozent sind mit seiner politischen Arbeit einverstanden - womit Stoiber einen persönlichen Tiefpunkt auf der Beliebtheitsskala erreicht.
Aber was des einen Leid, ist des anderen Freud: Das egomanische Theater Stoibers lässt Angela Merkel umso sachlicher und überzeugender dastehen. 70 Prozent der Befragten meinen, dass es für sie nun leichter wird, eine große Koalition zu führen. Und ihre Sympathiewerte sind kräftig gestiegen: 52 Prozent glauben, dass sie eine gute Bundeskanzlerin wird, 62 Prozent sind mit ihrer Arbeit zufrieden. Das ist der höchste Wert, den die ARD seit 2003 für Merkel verzeichnen konnte.
Das Chaos bei der SPD nehmen die Bundesbürger hingegen erstaunlich gelassen hin. 77 Prozent der Befragten sind nicht der Meinung, die SPD habe ein Führungsproblem. Dass sich Franz Müntefering vom Parteivorsitz zurückgezogen hat, finden zwar 58 Prozent überzogen, aber eine knappe Mehrheit (51 Prozent) findet es auch richtig, dass er weiter Vizekanzler und Minister einer neuen Regierung werden will.
Der designierte neue SPD-Chef Matthias Platzeck bekommt laut ARD vergleichsweise gute Note: 48 Prozent der Bundesbürger glauben, er werde "ein guter Vorsitzender" sein, unter den SPD Anhängern äußerten sich 58 Prozent in diesem Sinne.
Union legt zu
Die Sonntagsfrage ("Wen würden Sie wählen, wenn nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre"), kann die Union - trotz der Kalamitäten bei der Regierungsbildung - für sich entscheiden. Der ARD-Umfrage zufolge würde sie einen Prozentpunkt hinzugewinnen und käme auf 37 Prozent. Die weiteren Ergebnisse: SPD 32 Prozent (minus zwei), Grünen und Linkspartei lägen unverändert bei neun Prozent, die FDP würde 10 Prozent erreichen (plus eins).