Nach der NRW-Wahl Linkspartei wartet auf ein Angebot

Es war die letzte große Pressekonferenz von Oskar Lafontaine und Lothar Bisky als Linksparteichefs. Und selten dürften sie die Aufmerksamkeit der Medien so genossen haben, wie am Montagnachmittag im Berliner Karl-Liebknecht-Haus.

Es war die letzte große Pressekonferenz von Oskar Lafontaine und Lothar Bisky als Linksparteichefs. Und selten dürften sie die Aufmerksamkeit der Medien so genossen haben, wie am Montagnachmittag im Berliner Karl-Liebknecht-Haus. Als "Meilenstein in der Geschichte der Linken" bezeichnete Bisky den Wahlerfolg in NRW vom Vorabend, auch wenn eine Regierungsbeteiligung in Düsseldorf noch in den Sternen steht. Lafontaine wies darauf hin, dass seine Partei nur knapp drei Jahre nach der Fusion von Linkspartei und WASG endgültig ein politisches Schwergewicht im Westen des Landes ist. "Das Fünf-Parteien-System ist etabliert", sagte er.

Am kommenden Samstag machen Lafontaine und Bisky auf dem Parteitag in Rostock den Weg frei für den personellen Neuanfang in ihrer Partei. Klaus Ernst und Gesine Lötzsch übernehmen die Linke dann auf einem Höhepunkt ihres Erfolges. Mit elf Abgeordneten wird sie in den Landtag des größten westdeutschen Flächenlandes einziehen. Künftig ist sie insgesamt in 13 von 16 Landesparlamenten vertreten und hat damit die Grünen eingeholt. Im Bundestag ist sie sogar viertstärkste Partei vor den Grünen.

Was die Linke in Nordrhein-Westfalen aus ihren elf Parlamentssitzen machen kann, ist allerdings noch unklar. Eine Einladung der SPD zu Gesprächen über eine rot-rot-grüne Koalition hatten die Spitzenkandidaten, Wolfgang Zimmermann und Bärbel Beuermann, am Montagnachmittag noch nicht. Am Rande von Fernsehdiskussionen hatte die SPD-Spitzenkandidatin Hannelore Kraft den beiden zwar zum Wahlergebnis gratuliert. Weiter gingen die Kontakte aber noch nicht.

Zimmermann gab sich optimistisch, dass die Einladung der SPD noch folgen werde. "Wenn sie nicht völlig verrückt geworden ist, dann müsste sie eigentlich mit uns zumindest sprechen", sagte Zimmermann. Trotzdem redete der Parteichef bei der Pressekonferenz überraschend häufig im Konjunktiv über Gespräche mit den Sozialdemokraten - als wenn er selbst nicht so recht daran glauben würde. "Wenn, dann würden wir über Koalition reden und nicht über Tolerierung", sagte er beispielsweise.

Damit scheint zumindest festzustehen: Die Linke wird Rot-Grün nicht zur Macht verhelfen ohne selbst an der Regierung beteiligt zu sein. Für Gespräche über eine Tolerierung gebe es "keine seriöse Grundlage", sagte auch Lafontaine. Bei der Regierungsbildung in Nordrhein-Westfalen würde der 66-Jährige noch gerne mitmischen. Man habe den Wahlkampf gemeinsam mit der Landespartei geführt, jetzt wolle man auch gemeinsam sehen, wie es weitergeht, sagte er.

Allerdings wollte der Parteichef auch nicht den Eindruck vermitteln, der vom politischen Gegner als radikal und chaotisch kritisierte Landesverband komme nicht alleine zurecht. "Die NRW-Linke braucht keine Aufpasser und Aufbauhelfer", betonte er.

Hartnäckig hielt sich am Montag ein Gerücht, die SPD könnte versuchen, sich auf einem ganz anderen Weg eine Mehrheit zu verschaffen: per Abwerbung von Linken-Abgeordneten. Lafontaine bezeichnete das als "Unfug". Auch Zimmermann nahm Spekulationen über Abwerbeversuche der SPD-Vorsitzenden Kraft nicht ernst. "Mich hat sie noch nicht gefragt", sagte er im Scherz.

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Michael Fischer, DPA