Nach stern-Interview Kubickis Vorstoß empört FDP-Spitze

Lindner statt Rösler und Ampel statt Schwarz-Gelb: So in etwa stellt sich Querdenker Wolfgang Kubicki die Zukunft seiner FDP vor. Die Parteispitze reagiert verärgert, die SPD dagegen wohlwollend.

Der schleswig-holsteinische FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki hat mit seinen Forderungen im neuen stern zu einer bundesweiten Neuausrichtung seiner Partei für Empörung in der FDP-Spitze gesorgt.

Den Parteivorsitzenden Philipp Rösler stellte Kubicki massiv infrage, Nordrhein-Westfalens FDP-Chef Christian Lindner lobte er dagegen als "geborenen neuen Bundesvorsitzenden". Für die Zeit nach der Bundestagswahl 2013 verlangte Kubicki die Öffnung für eine sozialliberale Koalition oder ein Ampelbündnis, für sich selbst stellte er einen Wechsel nach Berlin in Aussicht.

"Kubickis Spieltrieb nützt niemandem"

Die schärfste Kritik an Kubicki kam von FDP-Generalsekretär Patrick Döring: "Es nützt niemandem, wenn Kubicki seinem Spieltrieb nachgibt und Personen und Parteien mal eben so auf seinem Schachbrett hin und her schiebt", sagte er der "Braunschweiger Zeitung". Er könne "nicht erkennen, wo derzeit auch nur annähernd Übereinstimmung zwischen SPD, Grünen und FDP bestehen sollte: nicht bei der Geldwertstabilität, nicht bei der Wohlstandssicherung, auch viel zu wenig beim einstmals verbindenden Thema Bürgerrechte". Kubicki sei mit seinen Äußerungen "zu weit rausgesegelt".

Auch Niedersachsens FDP-Chef Stefan Birkner attackierte Kubicki scharf: "Was die FDP jetzt braucht, ist Geschlossenheit und nicht die ständigen Störfeuer eines politischen Pyromanen aus dem Norden", sagte er der "Rheinischen Post". Die stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende Birgit Homburger sagte der Ulmer "Südwest Presse": "Diese ständige Selbstinszenierung schadet der Partei ebenso wie die permanente Anbiederung an SPD und Grüne."

Der von Kubicki kritisierte Parteivorsitzende Rösler sagte der "Passauer Neuen Presse": "Ich sehe derzeit keine Grundlage für ein Ampelbündnis mit SPD und Grünen." Vor allem in der Euro-Debatte gebe es zu große programmatische Unterschiede. SPD und Grüne würden auf Eurobonds und eine Vergemeinschaftung der Schulden setzen. Das sei keine Basis für eine Zusammenarbeit.

SPD freut sich über Ampel-Debatte

In der SPD vernahm man das Kubicki-Interview dagegen eher mit wohlwollendem Intresse: Der Sprecher des konservativen Seeheimer Kreises in der SPD, Johannes Kahrs, begrüßte die Ampel-Debatte. "Wir wollen Rot-Grün, sollte es dafür aber nicht reichen, muss man sich eine neue Option überlegen", sagte er der Zeitung "Die Welt". "Ein Bündnis mit Grünen und FDP ist in jedem Fall besser als eine große Koalition, in der wir nur Juniorpartner sind."

Ähnlich äußerte sich Baden-Württembergs Finanzminister Nils Schmid (SPD) in dem Blatt: "Die Äußerung von Kubicki zeigt, dass auch die FDP sieht, dass die Zeit von Angela Merkel zu Ende geht und der nächste Kanzler ein Sozialdemokrat sein wird."

DPA · Reuters
fw/Reuters/DPA

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