Annegret Kramp-Karrenbauer ist die neue Ministerpräsidentin des Saarlandes. Die CDU-Politikerin wurde am Mittwoch im zweiten Anlauf im Saarbrücker Landtag zur Nachfolgerin von Peter Müller gewählt und führt die einzige Koalition aus CDU, Grünen und FDP in einem Landesparlament an. Sie erhielt 26 Stimmen; auf den überraschend als Gegenkandidat angetretenen SPD-Fraktionsvorsitzenden Heiko Maas entfielen 25 Stimmen. Damit erhielt Kramp-Karrenbauer eine Stimme weniger als ihr Regierungsbündnis Sitze im Landtag hat.
Im ersten Wahlgang hatte Maas 25 Stimmen erhalten, genauso viel wie Kramp-Karrenbauer. Ein Abgeordneter hatte sich der Stimme enthalten.
Gegenkandidat in letzter Minute
Noch bis zum Vorabend der Wahl schien der Sieg für Kramp-Karrenbauer absolut sicher. An der Kür der CDU-Politikerin gleich im ersten Wahlgang hatte es keinen Zweifel gegeben. Doch das erhoffte glänzende Geschenk einen Tag nach ihrem 49. Geburtstag entpuppte sich überraschend als Mogelpackung. In letzter Minute hatte der saarländische SPD-Landeschef Heiko Maas den Hut in den Ring geworfen. Der SPD-Abgeordnete Stefan Pauluhn schlug Maas überraschend unmittelbar vor der Wahl als Gegenkandidat vor.
Dies geschehe im Bewusstsein, "dass es hier andere Mehrheiten gibt", sagte Pauluhn. "Dennoch wollen wir mit unserem Vorschlag deutlich machen, dass es zur Jamaika-Koalition eine politische und personelle Alternative gibt und geben wird." Im ersten Wahlgang führte das zu einer Patt-Situation, der zweite sorgte dann für die erwartete Mehrheit für die CDU-Politikerin.
Höhere Steuern für Besserverdienende
AKK, wie sie nach ihren Initialen kurz genannt wird, gilt als eine erfahrene Politikerin, mit einem offenen Ohr für Argumente - auch wenn diese nicht immer auf CDU-Parteilinie liegen. Die Katholikin sieht sich selbst als "unaufgeregte Konservative" ohne Berührungsängste.
Ihre Erfahrung zieht sie aus den langen Jahren am Kabinettstisch des bisherigen Regierungschefs Peter Müller. Von 2000 bis 2004 leitete Kramp-Karrenbauer als erste Innenministerin eines Landes die Behörde, danach stand sie dem Bildungs- und zuletzt dem Sozialressort vor. Die CDU-Landesspitze hatte Müller bereits im Mai an sie abgetreten.
Kramp-Karrenbauer ist im Saarland tief verwurzelt. Nicht nur politische Weggefährten, auch die Koalitionspartner von FDP und Grünen schätzen ihre offene, kommunikative Art. Die Saarländer kürten sie im November in einer Umfrage zur beliebtesten Politikerin.
In der Bundespolitik schwimmt sie bisweilen gegen den Mainstream in der Union - etwa, wenn sie für eine Diskussion über höhere Steuern für Besserverdienende plädiert oder die frühere Entscheidung zur Verlängerung der AKW-Laufzeiten offen einen Fehler nennt.