NSU-Untersuchungsausschuss Ex-Verfassungsschützer sagt nur maskiert aus

So etwas dürfte Sebastian Edathy, Vorsitzender des NSU-Untersuchungsausschusses, noch nicht erlebt haben: Weil ein V-Mann um sein Leben fürchtet, besuchte er vor seiner Aussage eine Maskenbildnerin.

Erstmals ist ein Zeuge getarnt im NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestages erschienen. Der frühere V-Mann-Führer des baden-württembergischen Verfassungsschutzes ließ sich von einer Maskenbildnerin verfremden und saß während seiner Befragung hinter einem Sichtschutz. Der Ausschussvorsitzende Sebastian Edathy (SPD) sagte, das Land Baden-Württemberg habe argumentiert, Leib und Leben des Mannes seien in Gefahr. Das Gremium habe die Bedenken aber ausräumen können. Die Vernehmung sollte soweit wie möglich öffentlich ablaufen. Mehrere Obleute kritisierten das Agieren Baden-Württembergs als absurdes Theater.

Der V-Mann-Führer, der inzwischen im Ruhestand ist, hatte eine Informantin mit dem Decknamen "Krokus" betreut, die angeblich 2007 Hinweise auf mögliche Zusammenhänge zwischen der rechten Szene und dem Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter in Heilbronn gegeben haben soll. Die Tat soll ebenso auf das Konto der rechtsextremen Terrorzelle NSU gehen wie die Morde an neun türkisch- und griechischstämmigen Kleinunternehmern.

Eigentlich hatte der NSU-Ausschuss die Zeugenvernehmung bereits Mitte Mai abgeschlossen und wollte nur noch am Abschlussbericht arbeiten. Da Baden-Württemberg kürzlich aber noch Akten geliefert hatte, rückte das Thema "Krokus" neu auf die Tagesordnung.

DPA
tkr/DPA